Tourismus

Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an - auch Österreich betroffen

In Österreich hat der Konzern eine Zweigniederlassung in Linz und ist mit rund 70 Mitarbeitern vertreten.
In Österreich hat der Konzern eine Zweigniederlassung in Linz und ist mit rund 70 Mitarbeitern vertreten.LEONHARD SIMON via www.imago-images.de
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Bei FTI handelt es sich um den drittgrößten Reisekonzern Europas. Noch nicht begonnene Reisen können nicht oder nur teilweise durchgeführt werden. Auch die Zweigstelle in Österreich ist betroffen.

Der deutsche Reisekonzern FTI meldet Insolvenz an. Die FTI Touristik GmbH, Dachgesellschaft der FTI Group des drittgrößten europäischen Reiseveranstalters, stellte am Montag beim Amtsgericht München einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, teilte das Unternehmen mit. Noch nicht begonnene Reisen würden voraussichtlich ab morgen, Dienstag (4. Juni), nicht mehr oder nur teilweise durchgeführt werden können. Die Insolvenz trifft auch das Geschäft in Österreich.

In Österreich hat der Konzern eine Zweigniederlassung in Linz und ist mit rund 70 Mitarbeitern vertreten. „Generell betroffen sind alle bei dem Reiseanbieter FTI Touristik GmbH gebuchten Leistungen. Dies beinhaltet die Marken FTI in Deutschland, Österreich und den Niederlanden, die Marke 5vorFlug in Deutschland, die BigXtra GmbH, sowie die Mietfahrzeugs-Marken DriveFTI und Cars and Camper“, heißt es auf der FTI-Homepage. FTI zählt in Österreich zu den führenden Reiseveranstaltern.

„Derzeit wird mit Hochdruck daran gearbeitet, dass die bereits angetretenen Reisen auch planmäßig beendet werden können“, hieß es vom Unternehmen. Vom Insolvenzantrag unmittelbar betroffen ist den Angaben zufolge zunächst nur die Veranstaltermarke FTI Touristik. In der Folge würden aber auch für weitere Konzerngesellschaften entsprechende Anträge gestellt.

Deckungslücken in Millionenhöhe

Eigentlich schien die Zukunft des Unternehmens gesichert, das in der Coronakrise insgesamt 595 Millionen Euro staatliche Hilfe aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) bekommen hatte. Ein Konsortium unter Führung des US-Finanzinvestor Certares wollte die FTI Group für einen Euro übernehmen und 125 Mio. Euro frisches Kapital in das Unternehmen stecken. Die Wettbewerbshüter mussten dem Deal noch zustimmen.

Den Angaben zufolge sind jedoch die Buchungszahlen zuletzt deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben. „Hinzu kam, dass zahlreiche Lieferanten auf Vorkasse bestanden haben. In der Folge kam es zu einem erhöhten Liquiditätsbedarf, welcher bis zum Closing des Investorenprozesses nicht mehr überbrückt werden konnte“, teilte FTI mit. Dem „Handelsblatt“ zufolge soll sich bei FTI kurzfristig eine Deckungslücke in Höhe eines zweistelligen Millionenbetrages aufgetan haben. Der deutsche Bund habe nach Verhandlungen am Wochenende weitere Hilfen für das Unternehmen abgelehnt.

Jetzt ist der 2021 gestartete Deutsche Reisesicherungsfonds am Zug. Er soll sich bei einer Pleite eines Reiseanbieters um die Erstattung der Vorauszahlungen der Kunden, gegebenenfalls den Rücktransport gestrandeter Urlauber sowie deren Unterbringung bis zum Rücktransport kümmern.

Zuletzt noch Umsatzplus

Der von der deutschen Touristikwirtschaft organisierte und vom deutschen Justizministerium beaufsichtigte Fonds war nach der Insolvenz des Reisekonzerns Thomas Cook im September 2019 gegründet worden. Die Versicherung hatte damals wegen einer Haftungsbeschränkung nur einen Bruchteil der Kosten ersetzt, der Staat sprang mit Millionen ein.

Die FTI Group mit etwa 11 000 Beschäftigten war in der Pandemie, die die Branche in eine schwere Krise stürzte, in Bedrängnis geraten. Zuletzt sah sich der nach TUI und DER Touristik drittgrößte europäische Reisekonzern dank gestiegener Nachfrage wieder auf Kurs. Im vergangenen Geschäftsjahr 2022/23 verzeichnete das Unternehmen ein Umsatzplus von 10 Prozent auf 4,1 Mrd. Euro und erwirtschaftete einen Ertrag in zweistelliger Millionenhöhe. Nähere Details zum Ergebnis machte das Unternehmen nicht. Hauptgesellschafter war zuletzt die ägyptische Investoren-Familie Sawiris.( APA)

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