Neues Stadtquartier

„Village im Dritten“: Ein Dorf, das alles hat

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Wieder entstehen auf einem alten Bahnhofsgelände neue Wohnungen. Das Village im Dritten präsentiert sich als Vorzeigeviertel.

Wien. Für Stadtentwickler kommt so eine Gelegenheit nicht (mehr) allzu oft: eine große freie Fläche, auf der man wie auf dem Reißbrett entwerfen kann, und noch dazu zentrumsnah innerhalb des Gürtels. Auf den ehemaligen Aspanggründen gab es so etwas noch, dort kann man derzeit einem neuen Stadtquartier beim Wachsen zusehen.

Das Village im Dritten zwischen Landstraßer Gürtel und Rennweg hat alles, was ein modernes Stadtquartier, jedenfalls nach Vorstellungen der Wiener Stadtregierung, haben muss: einen großen Park, nahe Bildungseinrichtungen, kurze Wege, von denen Autos (zumindest an der Oberfläche) weitgehend verbannt sind, geförderte Wohnungen und natürlich eine nachhaltige Energieversorgung.

Mit seinen 500 Erdsonden, die im Winter warmes und im Sommer kühles Wasser in die Wohnungen befördern sollen, präsentiert sich das neue Viertel als österreichweites Vorzeigeprojekt. Tatsächlich ist es das landesweit bisher größte Erdsondenfeld. Außergewöhnlich ist zudem, dass die 22 Baufelder übergreifend mit einem einzigen, großen Anergienetz (transportiert Wärme auf niedrigen Temperaturen) versorgt wer­den, und nicht, wie es bisher oft Usus war, Haus für Haus. Fotovoltaikanlagen, Wärmepumpen und Fernwärme ergänzen das Angebot.

Rund 2000 Wohnungen auf 190.000 m² sollen in dem Stadtquartier insgesamt entstehen, 742 davon sind gefördert, der Rest frei finanziert. 40.000 m² sind für Büros und Gewerbeflächen vorgesehen, nicht zu vergessen auch der zwei Hektar große „Bert-Brecht-Park“ in der Mitte des Geländes. Geplant sind außerdem zwei neue Kindergärten und die neue AHS Otto-Preminger-Stra­ße, die Platz für 850 Schülerinnen und Schüler bieten soll. Der Bildungscampus Aron Menczer samt Kindergarten, Volks- und Musikschule besteht bereits.

„Eine Stadt wie am Land“, beschreibt der Immobilienentwickler Are, der die frei finanzierten Miet- und Eigentumswohnungen baut, das Projekt auf seiner Homepage. „Ein Sehnsuchtsort, an dem alles zusammenkommt“ – so stellt sich wohl so mancher Städter das Leben im Dorf vor. Jedenfalls weiß man jetzt, woher der Name Village kommt.

Schon vergangenes Jahr starteten die Bohrungen für die Erdsonden, die ersten Rohbauten wurden Ende 2023 fertiggestellt. Am Montag erfolgte der Spatenstich für den einzigen Gemeindebau in dem Viertel, mit 146 Wohnungen. „Eine weitere Seite der traditionsreichen Geschichte des sozialen Wohnbaus in Wien wird geschrieben“, sagte die anwesende und (für das obligatorische Foto) schaufelschwingende Wohnbaustadträtin, Kathrin Gaál.

Von langer Hand geplant

Warum in dem Quartier lediglich 37 Prozent der entstehenden Wohnungen und nicht, wie es in Wien seit 2018 bei größeren Bauprojekten vorgeschrieben ist, zwei Drittel gefördert sind? Das liegt daran, dass die Idee, hier Wohnungen zu errichten, schon mehr als ein Vierteljahrhundert besteht.

Bis 2001 fuhren auf dem ehemaligen Apsangbahnhof Güterzüge, dann dauerte es naturgemäß etwas, bis 2009 der Baustart für den ersten Teil der Stadtentwicklungsgebiets erfolgte, das damals noch Eurogate genannt wurde. 2011 zogen die ersten Bewohnerinnen und Bewohner ein, nun ist mit dem Village im Dritten (ehemals Eurogate II genannt) die zweite Phase an der Reihe. Bis 2027 soll alles fertig sein.

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