Großprojekt

Tiwag adaptiert Pläne für Kaunertal-Kraftwerk

Der Gepatschstausee im Kaunertal, Tirol.
Der Gepatschstausee im Kaunertal, Tirol.IMAGO/imageBROKER/Hermann Dobler
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Das Großvorhaben um die Erweiterung des Kraftwerkes im Kaunertal wird in zwei Projektteile aufgeteilt. Erster Schritt wird das Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit dem Speicher Platzertal. Die umstrittenen Wasserableitungen aus dem Ötztal sind vorerst nicht geplant.

Die Pläne für die von Umweltschutzorganisationen vielfach kritisierte Erweiterung des Kraftwerks im Tiroler Kaunertal des landeseigenen Energieversorgers Tiwag werden adaptiert. Die Aufteilung in zwei Projektteile wird die geplante Ausleitung von Wasser aus dem Ötztal vorerst nicht nötig machen, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. In einem ersten Schritt will man das neue Pumpspeicherkraftwerk Versetz mit dem Speicher Platzertal umsetzen.

Die Tiwag konzentriere sich „darauf, was es vorrangig für die österreichische und europäische Energiewende braucht und trennt die Erweiterung Kaunertal in zwei Projektteile“, sagte Vorstandsdirektor Alexander Speckle. Mit dem Pumpspeicherkraftwerk Versetz und dem Speicher Platzertal könne erneuerbare Energie gespeichert werden und „dringend notwendige Speicherkapazitäten und Flexibilitäten für den nationalen wie internationalen Ausbau von Wind- und Sonnenenergie innerhalb des europäischen Verbundsystems“ geschaffen werden.

Widerstand im Ötztal

Dafür würden vorhandene Wasserressourcen am Gepatschspeicher und im Einzugsgebiet des Platzertals genutzt. „Wasserableitungen aus dem Ötztal sind vorab nicht notwendig“, hieß es. Diese hatten in dem touristisch geprägten Tal im Bezirk Imst zuletzt für Widerstand auch von ÖVP-Bürgermeistern gesorgt. Für Sonntag wäre eine Volksbefragung zu der Thematik geplant gewesen.

Dennoch ist die Wasserableitung nicht vom Tisch, kommen sie doch im zweiten Projektteil wieder vor, der „u.a. das Unterstufenkraftwerk Prutz 2 und das Kraftwerk Imst 2 sowie die Ableitungen aus dem Ötztal beinhaltet“, hieß es seitens der Tiwag. Die Pläne bleiben Teil der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP). „Die weiteren Planungsschritte für den zweiten Projektteil werden wir aber erst vornehmen, wenn die Überprüfung der Rahmenbedingungen abgeschlossen sind, die finale Entscheidung zu Imst-Haiming vorliegt und somit die gewässerökologischen Vorgaben klar sind“, hielt Speckle fest.

Sechs Jahre Bauzeit

Für die erste Projektphase strebt die Tiwag nun einen in fünf Jahren vorliegenden rechtskräftigen Bescheid an, die Bauzeit soll sich auf sechs Jahre bis 2034 erstrecken. Hinsichtlich des zweiten Projektteils wollte Speckle angesichts der UVP keinen Zeithorizont nennen. Einmal mehr verteidigte die Tiwag das Kraftwerksprojekt. Der Standort Platzertal erfülle „alle Voraussetzungen für einen modernen Speicher.“ Dass dafür ein Hochmoor im Platzertal geflutet werde, stellte der Energieversorger in Abrede: Das „immer wieder kolportierte Hochmoor ist im Platzertal nicht vorhanden.“ Vielmehr seien sieben Hektar wertvoller Feuchtböden betroffen, allerdings werde ein „Vielfaches dieser Fläche“ als Ausgleich im Umfeld des Speichers vernässt bzw. neu angelegt.

Die Grünen fühlten sich in ihrer Kritik am Projekt indes bestätigt und sahen ohne das Ötztaler Wasser „ganz neue Möglichkeiten statt des Speichers Platzertals“. „Für den bestehenden Gepatschspeicher ist die Ergänzung mit einer kleineren Anlage als Pumpspeicher sinnvoll. Dann kann diese Anlage aber völlig neu dimensioniert werden und damit auch ein neuer Standort abseits des Platzertals gesucht werden“, sagte Klubobmann Gebi Mair in einer Aussendung. Er sah sehr wohl eine „Zerstörung des Hochmoors im Platzertal“, von dem nun „abgerückt“ werden müsse.

Pläne seit 2009

Die Pläne für das Mega-Pumpspeicherkraftwerk waren zum ersten Mal im Jahr 2009 eingereicht worden. Die UVP war erstmals 2012 gestellt worden. Zuletzt wurde der Tiwag ein Verbesserungsauftrag erteilt. Für das Projekt plante der Energieversorger, bis zu 80 Prozent des Wassers aus der Venter und Gurgler Ache im 34 Kilometer entfernten Ötztal - einem der niederschlagsärmsten Täler Tirols - auszuleiten. Zudem würden im Platzertal neun Fußballfelder an Moorflächen geflutet. Mit seinen 120 Metern wäre der Staudamm fast so hoch wie der Stephansdom in Wien und sieben Mal so hoch wie das Goldene Dachl - Vergleiche, die Naturschutzorganisationen regelmäßig zur Abschreckung heranziehen.

Die Tiroler Landesregierung aus ÖVP und SPÖ hatte sich indes zum Kraftwerksausbau im Kaunertal bekannt. Die Tiwag betonte stets, am Kraftwerksprojekt Kaunertal führe kein Weg vorbei, um die in Tirol für 2050 anvisierte Energieautonomie zu erreichen. (APA)

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