Studie

Erneuter Kaufkraftverlust setzt Führungskräften zu

Auf die Hand bekommen die 385 Top-Manager im Schnitt 130.800 Euro pro Jahr.
Auf die Hand bekommen die 385 Top-Manager im Schnitt 130.800 Euro pro Jahr.Clemens Fabry
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Seit 1982 analysiert das Wirtschaftsforum für Führungskräfte die Entwicklung der Einkommen. Erstmals sind auch Junge dabei.

Zum 43. Mal erstellt das ­Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF) bereits die Einkommensstudie aus der ersten und zweiten Managementebene österreichischer Unternehmen. Während das Jahreseinkommen der obersten Führungsverantwortlichen im Jahresvergleich um 4,2 Prozent auf 266.000 Euro gestiegen ist, erreicht die darunterliegende Hierarchie ein Jahresgesamteinkommen von 163.700 Euro und damit um fünf Prozent mehr als 2022, wie die Umfrage unter 528 heimischen Entscheidungsträgern zeigt. Davon 143 junge Talente, die das 39. Lebensjahr noch nicht abgeschlossen haben. Zu beachten sei, wie die Studienautoren erwähnen, die Inflation. Denn bereinigt ergebe die Erhebung, dass für die zweite Ebene ein Minus von 2,6 Prozent, für die erste Führungsebene ein Minus von 3,3 Prozent zu verkraften ist.

»Das bedeutet den dritten deutlichen Einschnitt und eine der auffälligsten Einkommensreduktionen der letzten 40 Jahre.«

Andreas Zakostelsky

WdF-Bundesvorsitzender

Auf die Hand bekommen die 385 Top-Manager im Schnitt 130.800 Euro pro Jahr, eine Ebene darunter nur mehr 85.200 Euro. „In der langjährigen Beobachtung bedeutet das den dritten deutlichen Einschnitt und damit eine der auffälligsten Einkommensreduktionen der letzten 40 Jahre“, sagt WdF-Bundesvorsitzender Andreas Zakostelsky dazu. Das Kaufkraftniveau falle damit auf jenes von 2017 zurück. Nicht in die Erhebung mit einbezogen wurde jedoch eine Aufteilung nach Branchen. Der Anteil an Frauen, die teilgenommen haben, sei weiterhin „nicht ausgeglichen“ bzw. „sehr gering“, wie die Autoren beklagen.

Nur zehn Prozent wollen weniger Stunden leisten

Einen Platz gefunden haben wiederum zum ersten Mal junge Nachwuchstalente unter 38 Jahren. Sie wurden gefragt, welche Faktoren die Entscheidung des Arbeitgebers wesentlich beeinflussen. An oberster Stelle führen sie Homeoffice und somit auch die Möglichkeit, flexibel zu arbeiten, an. Danach kommen Weiterbildungsangebote und eine betriebliche Altersvorsorge. Entgegen der Annahme, dass die Jungen weniger arbeiten wollten, ist der Wunsch nach Teilzeitangeboten zu vernachlässigen. Es ist anzunehmen, dass sich hier der Kreis zu der ­geringen Zahl an weiblichen Befragten schließt. Nur zehn Prozent der jungen Aufstrebenden wünscht sich, weniger Stunden im Job zu leisten. Schlusslicht bildet eine berufliche Auszeit, das sogenannte Sabbatical. Die wenigsten fordern, weniger statt mehr zu arbeiten.

»Die Jungen wünschen sich in erster Linie einen Arbeitgeber, der ­qualitativ hochwertige Produkte oder Dienstleistungen anbietet. «

Felix Josef

CEO Triconsult

Diese Leistung soll entsprechend belohnt werden. Sie wollen „deutlich über dem Branchenschnitt“ verdienen, wie der Bericht zeigt. 66 Prozent wollen mehr als das Mittelmaß erhalten, mehr als die Hälfte ein Dienstauto auch für die private Nutzung, knapp 40 Prozent erwarten sich Boni, Anteile oder Aktien. Ein Drittel würde sich glücklich schätzen, Kantinenessen in der Mittagspause auswählen zu können. Und auch Kindergarten- sowie Schulplätze spielen eine Rolle. Wenig Interesse besteht, wenn es um die Erweiterung von Freizeitangeboten geht. „Die Jungen wünschen sich in erster Linie einen Arbeitgeber, der qualitativ hochwertige Produkte oder Dienstleistungen anbietet, bestenfalls nachhaltig agiert und sich als innovativ positioniert“, so die Autoren bei der Studienpräsentation. Das würden nicht nur die befragten Führungskräfte so einschätzen, sondern auch die befragten Jungen bestätigen. 40 Prozent setzen auf Innovation, ein Drittel auf Nachhaltigkeit als Unternehmensziel. Ebenso viele wollen für eine Firma arbeiten, die international tätig ist. Ob das Managementteam öffentlich bekannt ist, sei nicht von Bedeutung. Wenngleich für das C-Level von Bedeutung ist, welches Firmenauto zur Verfügung gestellt wird und wie dieses betrieben wird.

VW gibt Tempo vor

Auf Nachfrage zeigt sich, dass Volkswagen in der Beliebtheitsskala ganz vorn liegt, dicht gefolgt von BMW und Audi. Tesla sei noch nicht in der Nutzung angekommen, die Nachfrage sei eingebremst. 80 Prozent im C-Level bestehen darauf, ein Dienstauto zur Verfügung gestellt zu bekommen, deutlich weniger Abteilungs- und Bereichsleiter machen davon Gebrauch. Der Großteil will weiterhin mit Diesel- oder Benzinantrieb fahren, ein Viertel möchte auf den elektrischen Betrieb umsteigen. „Wer mehr als 80 Tage pro Jahr unterwegs ist, bezieht fast um die Hälfte mehr Einkommen als Kollegen, die nur wenig unterwegs sein müssen“, schlussfolgert Triconsult-CEO Felix Josef. Auf Trab halten die Manager auch die multiplen Krisen. „Die Lieferketten sind wieder stabiler geworden, wodurch das Thema in den Hintergrund gerückt ist“, betonen die Autoren. Die Suche nach Mitarbeitenden sei der größte Kraftakt. „Auch Energiekosten und Inflation bereiten zunehmend Sorgen.“ Apropos Sorgen: 43 Prozent der Top-Manager profitieren von einer betrieblichen Altersvorsorge. (ere)

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