Unkompliziert essen Neue Lokale im Test

Lokalkritik: Im Mama Leone überzeugt die Pizzaschere

Plüsch und ein fetter goldener Pizzaofen im Mama Leone.
Plüsch und ein fetter goldener Pizzaofen im Mama Leone.Clemens Fabry
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Die Multigastronomen Gabriele und Robert Huth machen jetzt im Lokal Mama Leone (noch mal) Pizza. Der Teig ist wolkenleicht – über anderes lässt sich streiten.

Eigentlich gehört die Schellinggasse in der Wiener Innenstadt ja schon längst umbenannt. Statt nach dem „deutschen romantisch-pantheistischen Naturphilosophen Friedrich Wilhelm Joseph (ab 1808 von) Schelling“ (danke Wien Geschichte Wiki) könnte sie längst Huth-Gasse heißen: So viele Lokale haben die Multigastronomen Gabriele und Robert Huth hier inzwischen etabliert. Damit es nicht fad wird, wechseln sie immer wieder einmal Namen und Konzept, man verliert fast den Überblick. Jetzt ist jedenfalls wieder etwas neu: Auf Nummer 9 hat vor Kurzem das Restaurant Mama Leone eröffnet, geboten werden laut Eigenbeschreibung Pizza und Amore, Erstere kommt aus einem riesigen goldenen Pizzaofen und soll sich vor allem beim Teig von den Mitbewerbern unterscheiden. Dass der Schanigarten an einem Wochentagsmittag hier sehr gut besetzt ist, dürfte an dem Mittagsangebot liegen: zwei Gänge (Salat oder Suppe und Pizza oder Hauptgericht) um 12,90 Euro. Schnell geht das Ganze auch noch: definitiv ein Plus.

Wer fragt, bekommt neben dem Mittagsmenü dann aber doch auch die reguläre Speisekarte, darauf unter dem (in Wien gerade trendenden) Schlagwort Cichetti etwa gebackene Karfiolröschen (7,50 Euro) oder frittierte Oliven (8,50 Euro): Dass die derzeit auf mehreren Karten auftauchen (etwa auch im pop-up-mäßig bespielten Loup Garou) liegt daran, dass die Idee wirklich spitze ist. Die Ausführung hier leider nicht so: Wenn man die Füllung der Oliven trotz Anmerkung auf der Karte beim besten Willen nicht als Salsiccia identifizieren kann, gibt’s ein Problem. Die vermutlich gleiche Masse findet sich leider als Polpetti auf der Signaturepizza wieder, die (ähm) sehr milde Tomatensauce rettet sie leider auch nicht, am ehesten noch die Ricottafülle in den sternförmigen Zipfeln: Die Pizza heißt nicht umsonst A Star is Born. Der Teig ist dagegen tatsächlich wolkig-leicht, mit einem klassischeren Belag wie Prosciutto und Rucola macht die Pizza dann auch Freude. Über die goldene Schere dazu kann man zwar spötteln – offenbar ist das auch grade in –, aber: Das hat schon Sinn. Probieren Sie’s aus.

Mama Leone, Schellinggasse 9, 1010 Wien, Montag bis Sonntag von 12 bis 23 Uhr. www.mama-leone.at

diepresse.com/essen

Clemens Fabry

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