Handel

Warum der US-Markt für Österreich wichtiger wird

Die Konjunktur brummt in den USA. Und das treibt auch die österreichischen Exporte über den Atlantik an.
Die Konjunktur brummt in den USA. Und das treibt auch die österreichischen Exporte über den Atlantik an.APA / AFP / Patrick T. Fallon
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Die USA sind bereits der zweitwichtigste Absatzmarkt für Österreichs Exporteure. Die Ausfuhren dürften weiter steigen. Während heimische Firmen in den USA investieren, ziehen US-Firmen Kapital aus Österreich ab.

Wien. Dass die Wirtschaft in den USA deutlich stärker wächst als jene in Europa, schlägt sich auch in der Exportstatistik nieder. Denn auch die heimischen Exporte ziehen mit. Inzwischen gehen mehr heimische Waren über den Atlantik als über die Alpen, die USA haben Italien als zweitwichtigstes Zielland abgelöst. Waren im Wert von 14,7 Milliarden Euro führten heimische Betriebe 2023 in die USA aus, die Exporte nach Italien betrugen 12,4 Mrd. Euro. Mit Abstand wichtigster Absatzmarkt bleibt aber Deutschland, dorthin gingen Exporte im Wert von 58,5 Mrd. Euro.

Die American Chamber of Commerce in Austria und die Beratungsgesellschaft Accenture haben mit dem Forschungsinstitut Economica die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Österreich und den Vereinigten Staaten genauer analysiert. Bereits seit 2002 verzeichnet Österreich einen Handelsbilanzüberschuss mit den USA. Das heißt: Österreich exportiert mehr in die Vereinigten Staaten, als es aus den USA importiert. Seither nimmt der Überschuss kontinuierlich zu. Was auch österreichische Investitionen in den USA nach sich zieht. Denn „oft ist es nur eine Frage der Zeit, bis Exporteure im Zielland auch investieren“, sagte Ken Walsh, Senior Commercial Officer bei der US-Botschaft in Wien am Dienstag vor Journalisten.

US-Firmen ziehen Kapital ab

So nimmt auch der Bestand an österreichischen Direktinvestitionen in den USA laufend zu. Betrugen diese im Jahr 2010 noch 4,7 Mrd. Euro, lagen sie 2022 bereits bei knapp 17 Mrd. Euro. Seit 2019 investieren österreichische Firmen mehr in den USA als umgekehrt. Der US-Kapitalbestand in Österreich hatte 2014 mit 15,2 Mrd. Euro seinen Höhepunkt und ist seither kontinuierlich gesunken, amerikanische Investoren haben somit Kapital aus Österreich abgezogen. Im Jahr 2022 liegen die Investitionsbestände aus den USA bei 12,9 Mrd. Euro.

Beim Warentausch sind die heimischen Exportpotenziale noch längst nicht ausgereizt, wie die am Dienstag vorgestellte Studie zeigt. Österreichs USA-Exporte betreffen zu rund zwei Dritteln demnach Hochtechnologie-Produkte. Ein Teilbereich davon sind sogenannte Umwelttechnologien, also Technologien, die Umweltschäden messen, verhindern, begrenzen, minimieren oder korrigieren. Und gerade in diesem Bereich lassen Österreichs Exporteure noch viel Potenzial ungenutzt, so die Studie.

Ungenutzte Potenziale

Im Jahr 2021 – neuere Zahlen gibt es noch nicht – exportierten Österreichs Unternehmen Umwelttechnologien im Wert von 1,3 Mrd. US-Dollar in die USA. Das Exportpotenzial betrüge aber deutlich mehr als zwei Mrd. Dollar, was einem ungenutzten Exportpotenzial im Wert von fast 970 Mio. Dollar entspricht. Allein bei Anlagen für erneuerbare Energien wären zusätzliche Ausfuhren im Wert von fast 277 Mio. Dollar möglich, je knapp weniger als 200 Mio. an Mehrexporten wären in den Bereichen Wärme- und Energiemanagement sowie Abwasser- und Trinkwasseraufbereitung möglich, so die Studienautoren.

Zum Vergleich: Das ungenutzte Exportpotenzial nach China beträgt 588 Mio. Dollar, das nach Deutschland rund 472 Mio. Weltweit bestehe für Österreich in diesem Bereich ein Exportpotenzial von rund sieben Mrd. US-Dollar, sagte Economica-Leiter Christian Helmenstein.

Das stärkste Wachstum gab es seit 2010 bei Ausfuhren im Autosektor, die Exporte von Kfz und Kfz-Teilen legten um mehr als 300 Prozent zu. Bei den Einfuhren aus den USA zeigte der Pharmabereich eine ähnlich starke Dynamik.

Die 50 größten US-Firmen hierzulande erzielten demnach 2022 in Österreich einen Umsatz von 14,7 Mrd. Euro und damit um 12,2 Prozent mehr als 2021. Die US-Firmen sorgten für 148.000 Jobs – direkt 69.000 plus indirekt 79.000 – und waren damit für 2,7 Prozent der heimischen Wirtschaftsleistung verantwortlich.

Die Top-50-Firmen aus Österreich jenseits des Atlantik machten 2022 einen Umsatz von 6,2 Mrd. Euro. Das entsprach einem Anstieg von 8,5 Prozent gegenüber dem Jahr zuvor. (luis/APA)

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