Medizin

Impfung gegen Brustkrebs zeigt klare Wirkung

Die Ergebnisse der Studie könnten die Behandlung von Brustkrebs revolutionieren.
Die Ergebnisse der Studie könnten die Behandlung von Brustkrebs revolutionieren.Anne-Christine Poujoulat/AFP via Getty Images
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Eine österreichische Studie konnte erstmals durchschlagende Ergebnisse im Kampf gegen das Mammakarzinom erzielen: Die Sterblichkeit aller geimpften Probandinnen halbierte sich.

„Die Ergebnisse sind spektakulär“, so Christian F. Singer, Professor für klinisch-translationelle gynäkologische Onkologie an der Med-Uni Wien und Leiter einer Brustkrebs-Studie, die seit 2012 in 17 Spitälern in ganz Österreich durchgeführt wurde. Die Ärztinnen und Ärzte überprüften dabei die Wirkung eines neuen Impfstoffs, der das Immunsystem gegen bösartige Geschwülste in der Brust aktivieren soll.

Weniger Todesfälle

Die endgültige Auswertung der Daten aller 400 Teilnehmerinnen wurde diese Woche beim weltgrößten Kongress für Klinische Onkologie in Chicago (USA) präsentiert. Die Ergebnisse könnten die Behandlung von Brustkrebs – sowie auch von weiteren Krebsformen – revolutionieren. Führte doch der weltweit erste erfolgreiche Einsatz einer Impfung zur Behandlung von Brustkrebs zu einer Halbierung der Sterblichkeit aller geimpften Probandinnen sowie zu einer starken Reduzierung der Metastasenbildung. Und das bei verschiedensten Typen von Brustkrebs im Frühstadium.

„Das ist wirksamer als alle neu entwickelten Brustkrebstherapien der letzten Jahre“, erklärt Singer. „Niemand hat einen Effekt in diesem Ausmaß erwartet, weil wir anfangs überhaupt keine Hinweise darauf hatten, dass das Vakzin überhaupt wirkt.“ Denn anfänglich schienen die Resultate eher enttäuschend, der Tumor schrumpfte nach der Vakzingabe nicht mehr also ohne – ähnlich wie bei einigen Studien mit Anti-Krebs-Impfstoffen bisher.

Die Patientinnen wurden jedoch nach der ursprünglichen sechsmonatigen Behandlung weiter beobachtet, und erst nach mehreren Jahren begann sich die Wirkung schließlich zu zeigen: „Nach sieben Jahren waren von den geimpften Frauen noch doppelt so viele am Leben wie in der ­ungeimpften Gruppe“, so Singer. Warum die Impfung nun doch ein so durchschlagender Erfolg wurde, ist allerdings bisher unklar.

Keine Nebenwirkungen

Der Impfstoff richtet sich gegen Muc-1 (Mucin-1), ein Protein, dass an der Oberfläche von 90 Prozent aller Brustkrebstumoren gefunden wird. Schon lang wird versucht, das Immunsystem gegen Muc-1 zu sensibilisieren und damit den Tumor zu bekämpfen, doch bisher ohne Erfolg. In der aktuellen Studie (ABCSG 34), die von der Austrian Breast and Colorectal Cancer Study Group durchgeführt wurde, impfte man die Frauen in einem sehr frühen Stadium der Erkrankung, parallel zur Chemo- oder hormonellen Therapie, jedoch noch vor der Operation des Tumors. Singer: „Eventuell haben wir ein besonders sensibles Zeitfenster gewählt, das speziell für die Immunaktivierung geeignet ist, wobei auch der noch vorhandene Tumor eine Rolle gespielt haben könnte. Hier Erklärungen zu finden wird das Ziel intensiver Forschung der kommenden Jahre sein.“ Auch die spezielle Formulierung des Impfstoffes mit einer besonders immunstimulierenden Lipidhülle ähnlich der von Bakterien könnte zu dem unerwartet starken Effekt beigetragen haben. Ein weiterer Erfolg: Nebenwirkungen blieben aus.

Bevor die Impfung jedoch zur Verfügung steht, müssen die ermutigenden Zahlen noch im Rahmen einer größeren Zulassungsstudie bekräftigt werde. „Wenn die Resultate bestätigt werden, könnte das die Behandlung von Brustkrebs tatsächlich revolutionieren“, hofft Singer. Dann wird sich auch zeigen, ob die Wirkung der Impfung vielleicht sogar noch verstärkt werden kann, wenn sie in Kombination mit anderen neuen immunstimulierenden Therapien gegeben wird.

In Kürze

Eine größere Zulassungsstudie an mehr Patientinnen muss die Ergebnisse nun bestätigen. Nur so kann ein möglicher schädlicher Nebeneffekt ausgeschlossen werden.

Die Kombination mit anderen immunstimulierenden Therapien könnte die Wirkung der Impfung vielleicht verstärken. Dies wurde kürzlich für eine mRNA-Impfung gegen schwarzen Hautkrebs gezeigt.

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