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Die Kraft der Daten richtig nutzen

Erläuterte die Strategie von Schneider Electric: Peter Weckesser, Vorstandsmitglied des Unternehmens.
Erläuterte die Strategie von Schneider Electric: Peter Weckesser, Vorstandsmitglied des Unternehmens. Roland Rudolph
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Peter Weckesser, Chief Digital Officer von Schneider Electric, gab Einblicke in das ungeahnte Synergiepotenzial von Digitalisierung und Nachhaltigkeit.

Auf den ersten Blick wirkt die digitale Transformation im Widerspruch zu Nachhaltigkeitszielen. Doch tatsächlich fördert die Digitalisierung das Erreichen dieser Ziele und umgekehrt“, sagte Gastgeber Werner H. Hoffmann, um einen hochkarätigen Speaker beim Wiener Strategieforum anzukündigen: Peter Weck­esser, Chief Digital Officer und Mitglied des Vorstands des Traditionsunternehmens Schneider Electric, zeigte am Beispiel seines Unternehmens, wie die Twin Transformation erfolgreich umgesetzt werden kann, und präsentierte die Entwicklung hin zu einem Anbieter digitaler und nachhaltiger Lösungen.

Integriertes Angebot

„Die Strategie von Schneider Electric basiert auf drei wesentlichen Säulen: Elektrifizierung, Digitalisierung und Sustainability“, erklärte Weckesser. „An vier globalen Hubs angesiedelt, verfolgen wir das Ziel, der verlässliche Zugang zu Energie für alle Menschen zu sein und damit den Weg zu Fortschritt und Nachhaltigkeit zu ebnen.“ Der Konzern mit französischen Wurzeln blickt auf eine Vergangenheit als Stahlproduzent, Schiff- und Maschinenbauer sowie Stromlieferant zurück und hat sich zu einem integrierten Anbieter von Lösungen und Technologien im Bereich Energieverbrauch und Automationsmanagement entwickelt.

„Die Region, die zurzeit am stärksten wächst, ist Nordamerika“, fuhr Weckesser fort. Ein zentraler Faktor sei KI, die erhebliche Mengen an Rechenleistung, und somit Energie und Wasser, benötige. „Wir sind der weltweit führende Anbieter von Energie- und Kühlwassersystemen für Rechenzentren. Seit 2021 treiben wir unsere eigene A-Strategie intensiv voran. Dazu haben wir einen globalen KI-Hub ins Leben gerufen und einen Chief KI Officer ernannt, dessen Aufgabe es ist, KI-Innovationen intern und für unsere Kunden zu fördern, um so durch datenbasierte Erkenntnisse Effizienz und Nachhaltigkeit zu steigern.“ Zudem transformiere sich das Unternehmen nicht nur digital, sondern entwickle sich zu einem Softwareunternehmen. Mit Tochterfirma Aveva entwickle man für Industrie, Gebäude und Rechenzentren eine komplette Bandbreite an IoT-fähigen Hard- und Softwarekomponenten. „Wir wollen das Potenzial des IoT dafür nutzen, Unternehmen nachhaltig erfolgreicheres Wirtschaften zu ermöglichen“, so Weckesser. Mit dieser Geschäftsstrategie sei Schnei­der Electric seit mehr als einem Jahrzehnt am Markt erfolgreich.

»Letztlich kann nur, was gemessen wird, auch
gemanagt werden.«

Peter Weckesser

CDO Schneider Electric

Weckesser erklärte weiter, dass Unternehmen bisher zwar die direkten Emissionen (Scope 1) und die indirekten Emissionen, die durch den Energieverbrauch entstehen (Scope 2), in den Fokus genommen hätten, die Reduktion der Scope-3-Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette jedoch oft noch vernachlässigt worden sei. Daher habe sich Schneider Electric das Ziel gesetzt, nicht nur für den eigenen CO2-Fußabdruck in sämtlichen Bereichen der Geschäftstätigkeit und entlang der gesamten Wertschöpfungskette Verantwortung zu tragen, sondern auch seine Lieferanten bei deren Dekarbonisierung zu unterstützen.

Vollständige Transparenz

„Heute werden etwa 60 Prozent der produzierten und verbrauchten Energie nicht effizient genutzt, und das ist der Punkt, an dem Nachhaltigkeit und Digitalisierung zusammenkommen und helfen können“, erläuterte er. „Wir arbeiten daran, sowohl für uns als auch für unsere Kunden vollständige Transparenz in Bezug auf Energieversorgung, Energiebedarf und -verbrauch zu schaffen.“ Mit der zunehmenden Elektrifizierung und globalen Digitalisierung der Welt würden die Daten, die zur Optimierung des Energiebedarfs – und letztlich zur Reduzierung unnötiger Emissionen – benötigt werden, überall verfügbar sein müssen. „Letztlich kann nur, was gemessen wird, auch gemanagt werden, und daher sind Nachhaltigkeit und Digitalisierung untrennbar miteinander verbunden. Indem wir Klarheit darüber schaffen, wo Energie verbraucht wird, und Prognosen erstellen, können wir Angebot und Nachfrage ausgleichen.“

Intelligente Steuerung

Weckesser ist überzeugt davon, dass die Integration von erneuerbaren Energiequellen wie Solar- oder Windenergie in das Energieversorgungssystem von Gebäuden stark zunehmen wird. „Sogenannte Microgrids werden immer wichtiger für die Energiewende.“ Es gilt, die wetterbedingten Schwankungen durch intelligente Steuerung auszugleichen. „Hier spielt AI wieder eine wichtige Rolle: Wenn sämtliche Energieerzeuger, -speicher und -verbraucher in ein digitales Netzwerk eingebunden und zur Datenübertragung fähig sind, ermöglicht eine nutzerfreundliche Software das Aufbereiten von Daten, das Kommunizieren von Informationen sowie das flexible und automatisierte Steuern von Stromflüssen. Dadurch lässt sich das volle Potenzial der fortschrittlich implementierten Technologie ausschöpfen.“

„Wir möchten die Effizienz in Märkten, die unser Wachstum beeinflussen, stark optimieren“, sagte Weckesser. „Unser Ziel ist es, den Umsatz von 36 Mrd. Euro auf 50 Mrd. Euro zu steigern. Dazu skalieren und standardisieren wir unsere Prozesse. Aufgrund unserer komplexen Struktur wollen wir künftig die Geschäfte klarer abwickeln.“ Es stehe eine Businesstransformation bevor, bei der die Automatisierung eine entscheidende Rolle spielen werde. „Wir standardisieren rigoros unsere Geschäftsprozesse, insbesondere den Order-to-Cash-Prozess.“ Dies bringe drastische Veränderungen, insbesondere bei Mitarbeitern. „Es bedarf einer klaren Kommunikation der Strategie und ihrer konsequenten Umsetzung auf allen Unternehmensebenen.“

Klare Prioritäten

Zum Abschluss stellte WU-Professor Hoffmann die Frage, was erforderlich sei, damit Global Player wieder verstärkt in Europa investierten. „Während die Märkte in den USA, Indien und China stark wachsen, hinkt Europa bei Automatisierung und Elektrifizierung weit hinterher“, stellte Weckesser fest. Er sehe das Problem in den zu hohen Energiekosten und in der Fragmentierung, die es schwierig mache, mit anderen Ländern Schritt zu halten. Hier müsse die EU klar Prioritäten setzen, damit Europa wieder zu einem attraktiven Wirtschaftsstandort werde.

Information

Das Wiener Strategieforum ist eine Top-Executive-Community des Instituts für Strategisches Management der WU Wien und findet in Kooperation mit der „Presse“ statt. Die Veranstaltung wird von Verbund, ING, Ernst & Young, Greiner, Porsche und der Industriellenvereinigung Wien finanziell unterstützt..


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