Literaturbegleitung zur EM 2024

Kurt Lanthaler: Tore in letzter Sekunde

Kurt Lanthaler ist 1960 in Bozen geboren und lebt in Berlin.
Kurt Lanthaler ist 1960 in Bozen geboren und lebt in Berlin.Folio-Verlag
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Kurt Lanthaler über Renato Cesarini, der wie jeder große Fußballer auch Lebenskünstler und Artist war.

Trainerlegende Alex Ferguson verdanken Fußballfans den Ausdruck „squeaky bum time“, mit dem er jene Schlussphase beschreibt, in der man mit letzter Kraft doch noch den Sieg erzwingen will. Der italienische Stürmer Renato Cesarini pflegte dies mit Toren in letzter Sekunde so meisterlich zu lösen, dass „Zona Cesarini“ als Begriff für eine Endphase sogar in den Sprachgebrauch seines Landes überging.

In einer großartigen Collage erzählt der Südtiroler Kurt ­Lanthaler in „Vorabbericht in Sachen der Zona Cesarini“ das Leben des Ballkünstlers, dessen Eltern der bitteren Armut Süditaliens mit der Auswanderung nach Argentinien zu entkommen versuchten. Das Schusterhandwerk des Vaters wirft aber in Buenos Aires ebenso wenig ab wie zuvor in Neapel. Der junge Cesarini arbeitet sich vom Taschendieb zum Zirkusartisten hoch, ehe er im Fußball seine virtuose Bestimmung findet. Als ihn Juventus Turin 1929 in die Heimat holt, rollt ihm Mussolini-Italien den roten Teppich aus. Den bereitgestellten Wagen nützt er aber statt für offizielle Termine für einen champagnerreichen Abstecher ins Bordell. Fünf Meistertitel in Serie folgten. Nach dem Motto der „Zona Cesarini“ spielte er nicht nur Fußball, sondern so lebte er auch. Selbst beim Tango machte er großartige Figur. Mit nur 62 Jahren ertönte für Renato Cesarini der Schlusspfiff.

Kurt Lanthaler: „Vorabbericht in Sachen der Zona Cesarini“, Folio-Verlag, 259 Seiten, 25,95 Euro
Kurt Lanthaler: „Vorabbericht in Sachen der Zona Cesarini“, Folio-Verlag, 259 Seiten, 25,95 Euro

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