Morgenglosse

Wenn Palermo auf Lena Schilling schaut

Interessiert man sich anderswo für österreichische Politiker und deren Ergebnisse?
Interessiert man sich anderswo für österreichische Politiker und deren Ergebnisse?APA / Hans Klaus Techt
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Kein Wahlergebnis vor 23 Uhr? Sinnvoll wäre das nur bei EU-weiten Parteilisten.

Wenn am Sonntag um 17 Uhr Österreichs Wahllokale schließen, gibt es keine Hochrechnung. Erst um 23 Uhr dürfen Ergebnisse veröffentlicht werden. Denn andernorts in Europa wird noch votiert.

Man kann sich lebhaft vorstellen, wie ein Sizilianer beim abendlichen Wählen sonst von Österreichs Stimmen beeinflusst wäre. „Mamma mia, dieses Ergebnis von Lena Schilling, ich habe fertig!“ Oder auch nicht, denn wahrscheinlich werden sich Wähler in anderen Staaten wenig um die heimische Hochrechnung scheren. Und falls doch, dann sollte man vor 23 Uhr auch keine Prognose anhand von am Sonntag befragten Wählern machen. Diese Exit Polls, die bei der EU-Wahl 2019 sehr nah an das echte Wahlergebnis herankamen, werden aber um 17 Uhr veröffentlicht.

Eine Geheimhaltung hätte Sinn, wenn es europaweite Listen gäbe, also z. B. je eine der Europäischen Volkspartei, eine der europäischen Sozialdemokraten etc. Das wäre auch ehrlicher, da sich die national gewählten Kandidaten nach der Wahl ohnedies im EU-Parlament zu gemeinsamen Fraktionen formieren. Selbst Nationalisten tun sich leichter, in Europa gemeinsam für Anliegen wie eine strenge Asylpolitik zu kämpfen.

Europaweite Listen würden auch dafür sorgen, dass im EU-Wahlkampf mehr über europäische statt nationale Themen gesprochen werden würde. Und dann könnte man sich vielleicht tatsächlich auch in Italien für Schilling und Co. interessieren.

philipp.aichinger@diepresse.com

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