Netflix-Serie

„Geek Girl“: Cinderella im Land der dünnen Frauen

Emily Carey spielt Harriet Manners, die von einem Modelscout entdeckt wird
Emily Carey spielt Harriet Manners, die von einem Modelscout entdeckt wirdNetflix
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Eine gemobbte 16-Jährige kommt groß raus – ausgerechnet als Model. „Geek Girl“ auf Netflix will etwas über Autismus-Spektrum-Störungen erzählen, hat aber einen Schönheitsfehler.

Harriet Manners ist anders als die anderen Teenager in ihrer Klasse. Sie will gut sein in der Schule. Zu allen möglichen Themen hat sie Zahlen und Fakten im Kopf. Soziale Interaktion mit Menschen, die sie nicht gut kennt, fällt ihr schwer. In der Schule wird sie gemobbt. Geek nennt sie sich, Streberin, und „Geek Girl“ heißt auch die Serie, die nun auf Netflix zu sehen ist. Darin erlebt Harriet ein wahres Märchen: Das schüchterne, oft ungeschickte Mädchen wird von einem Modelscout entdeckt. Eigentlich will die 16-Jährige später einmal Paläontologin werden, oder Archäologin, und das Modeln ist nicht ihr Traum, sondern der ihrer besten Freundin Nat. Harriet lässt sich dann doch darauf ein (zum Casting kommt sie im Spinnenkostüm). Und schnell wird sie zum erfolgreichen Model.

„Geek Girl“ handelt von Selbstfindung, davon, wie es ist, wenn man mit sich selbst kämpft. Neurodivergenz spielt eine Rolle – denn Harriet hat eine Autismus-Spektrum-Störung. Wie auch ihre Darstellerin, Emily Carey (sie spielte auch die junge Alicent Hightower in „House of the Dragon“). Und ihre Schöpferin, Holly Smeale, die basierend auf ihrem eigenen Leben sechs Romane über das unabsichtliche Supermodel schrieb. Die 21-jährige Carey liebte als Heranwachsende die „Geek Girl“-Romane und fühlte sich in ihnen verstanden. Dass sie in der Serie nun die Hauptrolle spiele, sei ein Traum, der wahr werde, berichtet die BBC.

Ein bisschen gute Fee, ein bisschen Isegrim: Emmanuel Imani als Modelscout Wilbur Evans, Hebe Beardsall als Assistenin Betty
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Diese Serie hat einen Schönheitsfehler

Süß – und „Geek Girl“ ist insgesamt eine süße Serie. Die Modeindustrie stellt sie überzeichnet dar, was die Serie ins Märchenhafte rückt. Mit ein bisschen gutem Willen kann man in Modelscout Wilbur Evans eine gute Fee erkennen, aber seine obsessive Suche nach neuen Talenten hat auch etwas von einem gierigen Isegrim. Doch diese Cinderella-Geschichte hat einen Schönheitsfehler, denn selbst in diesem Märchen gelten die Regeln der Modeindustrie. Die große, schmale Harriet habe „es“ eben und ihre kleinere Freundin Nat (Rochelle Harrington) nicht, klagt letztere an einer Stelle. Aber was ist dieses „es“ und warum wird es als gegeben dargestellt, nicht als konstruiert durch eine Branche?

Beiläufig werden kleine Scherze gemacht über Sport und Kalorien, aber das krankhafte Körperbild extrem dünner Frauen, das in der Modeindustrie allen Beteuerungen zu „Diversity“ zum Trotz nach wie vor vorherrscht, ist keine eigene Storyline wert. Die weiblichen Model-Vorbilder sind untergewichtig – wie in „echt“. So wirft „Geek Girl“ eine Frage auf: Würde man seiner Teenager-Tochter diese Serie ans Herzen legen? Auf die Gefahr hin, dass sie Model werden will?

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