Vor Friedensgipfel

Selenskij sucht mit diplomatischer Offensive Verbündete in aller Welt

Wolodymyr Selenskij bei seinem Auftritt in Singapur.
Wolodymyr Selenskij bei seinem Auftritt in Singapur.Imago / Pool / Ukrainian Presidential Administration
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Der ukrainische Präsident versucht vor der Schweizer Friedenskonferenz Staatschefs zur Teilnahme zu überzeugen. In Asien erntete er gemischte Reaktionen.

Es sind ausgedehnte Reisen nicht ohne Risiko: In der Vorwoche besuchte Wolodymyr Selenskij Spanien, Portugal, Belgien und Schweden. Danach flog er nach Singapur. Zu Wochenbeginn traf er auf den Philippinen ein. Auf dem Rückflug nach Europa machte er am Mittwoch Station im Golfstaat Katar. Morgen, Donnerstag, wird er bei den Gedenkfeierlichkeiten in der Normandie und am Freitag in Paris erwartet.

Gemeinsame Position gesucht

Kurz vor dem großen Friedensgipfel in der Schweiz Ende nächster Woche hat der ukrainische Präsident seine Reisetätigkeit hochgefahren. Die diplomatische Großoffensive hat das Ziel, die Liste der Teilnehmerländer möglichst lang werden zu lassen. Für die Ukraine ist die Konferenz die vielleicht wichtigste internationale Zusammenkunft in diesem Jahr. Hier sollen die Teilnehmerländer eine gemeinsame Position gegenüber Russland formulieren.

Vor allem die Zauderer unter den Nationen versuchten der Präsident und ukrainische Diplomaten bis zuletzt zur Teilnahme zu bewegen. In Afrika und in Südamerika zählt der wirtschaftliche Einfluss Russlands oft mehr als völkerrechtliche Argumente; zudem stilisierte sich Moskau im globalen Süden recht erfolgreich als Verbündeter im Kampf gegen den „kolonialen“ Westen.

Laute Kritik an China

Ein Rückschlag für die Ukraine war die Absage Chinas. Eine chinesische Teilnahme hätte für die Gipfel-Organisatoren einen Durchbruch bedeutet, zumal Moskau seit Beginn seiner groß angelegten Invasion mehr denn je auf die politische und wirtschaftliche Kooperation mit Peking angewiesen ist. Doch China will offiziell nicht Partei ergreifen und sieht sich „auf der Seite des Friedens und des Dialogs“.

Selenskij verschärfte zuletzt seine Rhetorik gegenüber dem Land. Auf dem Shangri-La-Dialog, einem wichtigen asiatisch-pazifischen Sicherheitsforum in Singapur, warf er Peking vor, die ukrainischen Bemühungen zu torpedieren. Ähnlich wie Russland arbeite Peking daran, „dass Staaten nicht an dem Friedensgipfel teilnehmen“. Auch im Nahen Osten, der ebenfalls historisch gute Beziehungen zu Moskau pflegt, tut sich die Ukraine schwer: Saudiarabien, das Selenskij noch im Mai besuchte, dürfte als Teilnehmer abgesprungen sein. Dem Vernehmen nach sollen mehr als 100 Vertreter anreisen, was intern als Erfolg gewertet wird.

Bleibt er gleich „on the road“?

Selenskijs Reisetätigkeit ist nach Frankreich nicht zu Ende. Spekuliert wird, ob er bis zum G7-Gipfel in Italien, der nächsten Donnerstag beginnt, „on the road“ bleiben könnte. Nächsten Dienstag und Mittwoch ist in Berlin die jährliche Ukraine-Recovery-Konferenz für schnellen Wiederaufbau. Sie fand 2023 in London und 2022 in Lugano statt. Nicht ausgeschlossen, dass Selenskij dort auftritt. Kurz vor dem Schweizer Gipfel wäre es für ihn ein Heimspiel.

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