Architektur und Design

Bei dem See braucht’s kein Meer – Eröffnung des neuen Strandbads in Breitenbrunn

Das neue Marina-Gebäude grenzt nicht direkt an den See und wirkt als Rahmen für die Naturkulisse. 
Das neue Marina-Gebäude grenzt nicht direkt an den See und wirkt als Rahmen für die Naturkulisse. Klaus-Jürgen Bauer
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Das Seebad Breitenbrunn am Neusiedler See wurde behutsam und naturnah umgestaltet: Der Freiraum rund um das Marina-Becken bietet Platz für viele Sportarten, üppige Baum- und Strauchbepflanzungen säumen die öffentliche Liegefläche.

Den Neusiedler See gibt es, wie neue Forschungserkenntnisse zeigen, bereits seit ungefähr 25.000 Jahren. Die stetige Verkleinerung der Wasserflächen im Laufe der Zeit sorgt allerdings dafür, dass die wenigen offenen Zugänge zum Wasser einem gewaltigen Nutzungsdruck unterliegen. Die raren freien Flächen begehren viele Nutzer: solvente Waterkant-Bewohner, Badegäste, Segler und Surfer, Schilfhüttenbewohner, die Gastronomie, Camper, Jäger und Fischer, Vogelbeobachter und so weiter. Diese extreme Verdichtung der wenigen Bereiche am offenen Wasser führt jedenfalls zu anhaltenden Diskussionen über die bauliche Zukunft am See.

Nicht nur die sich überlagernden Interessen der unterschiedlichen Nutzer gilt es abzuwägen: Der etwa 320 km² große Neusiedler See – die größte Seefläche der Republik – ist auch ein Unesco-geschütztes Naturjuwel, also ein Ort mit ausgewiesenem universellem Wert für die Menschheit. Er ist der westlichste Steppensee Europas, eine hydrologische Typologie, die hier beginnt und sich über ganz Eurasien bis China hinzieht. Etwa die Hälfte des Sees ist heute mit Schilf bewachsen und ein Vogelparadies. Wie also umgehen im Spannungsfeld zwischen Natur- und Kulturschutz auf der einen Seite und den vielfältigen Freizeit- und Wohnwünschen, sportlichen und kommerziellen Interessen auf der anderen Seite?

Fischreicher See

Wenn es um den Neusiedler See geht, kommt man nicht am wesentlichen Eigentümer des Sees vorbei. Seit dem 17. Jahrhundert gehört der See nämlich fast vollständig dem Fürstengeschlecht Esterházy. Damals stand der Fischreichtum im Vordergrund. Fisch wurde in der Barockzeit wagenweise nach Eisenstadt zur fürstlichen Tafel geführt. An diesem Punkt kommt nun auch die Architektur ins Spiel, die für Esterházy immer schon eine wesentliche Rolle einnahm. Kunsthistoriker schwärmen bis heute von der hohen Qualität der Esterházy’schen Architektur, die um 1800 unter dem Bauherrn Nikolaus II. Esterházy und dem französischen Architekten Charles Moreau einen landschaftsprägenden Höhepunkt erfuhr. Durch Napoleon wurde die Baulust der Esterházy jedoch abrupt unterbrochen. Es folgte ein fast 150-jähriger Dornröschenschlaf: eine Zeit, in der baulich wenig geschah.

»Der Brutalist Herwig Udo Graf errichtete 1969 ein Seebad nach skandinavischem Vorbild, wie sie damals als Ferienarchitektur in ganz Europa üblich waren.«

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