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Péter Magyar fordert Orbán bei EU-Wahl heraus

Péter Magyar
Péter MagyarReuters / Bernadett Szabo
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Der Ex-Mann der früheren Justizministerin Judit Varga hat sich von der Regierungspartei Fidesz losgesagt und tritt nun als Herausforderer von Premier Viktor Orbán auf.

Anfang des Jahres war er noch ein Unbekannter, heute ist er der neue Star am Polit-Himmel Ungarns: Péter Magyar. Der Ex-Mann der früheren Justizministerin Judit Varga hatte sich von der übermächtigen Regierungspartei Fidesz losgesagt und tritt nun als Herausforderer von Premier Viktor Orbán auf.

Der studierte Jurist Magyar war lange eine Hintergrundfigur im Umfeld von Fidesz gewesen. Er stammt aus einer politisch interessierten, konservativ geprägten Juristenfamilie, sein Großonkel war der frühere Staatspräsident (2000-2005) Ferenc Mádl. Trotz mehrjähriger diplomatischer Erfahrung in Brüssel wurde Magyar in Fidesz lange lediglich als Anhängsel seiner politisch erfolgreichen Ehefrau Varga wahrgenommen. Diese brachte es neben Ex-Staatspräsidentin Katalin Novák als eine der beiden „Vorzeigefrauen“ Orbáns zunächst zur Leiterin des Justizressorts und sollte danach Spitzenkandidatin von Fidesz bei der EU-Wahl 2024 werden.

Bruch in der Karriere

Doch die Affäre um die Begnadigung des Helfershelfers eines Pädophilen, die im heurigen Februar zum Rücktritt von Novák führte, brach auch Vargas Karriere entzwei. Da sie die Begnadigung gegengezeichnet hatte, musste sie sich ebenfalls aus der Politik zurückziehen. Gleichzeitig begann aber der politische Aufstieg ihres Ex-Mannes - das Ehepaar, das drei gemeinsame Söhne hat, hatte sich 2023 scheiden lassen. In mehreren Facebook-Postings und in einem enorm aufsehenerregenden Video-Interview mit dem Online-Medium „Partizán“ las er der Führung rund um Orbán die Leviten. Er brandmarkte die Korruption und warf dem Regierungschef und dessen Umfeld vor, sich in der Begnadigungsaffäre „hinter Frauenröcken zu verstecken“.

Sehr bald war abzusehen, dass Magyar auch in die Politik einsteigen wollte. Eine erste von ihm ausgerufene Demonstration in Budapest am Nationalfeiertag, den 15. März, zog mehr Menschen an, als Orbáns feierliche Rede an diesem Tag. Bald kündigte er an, mit einer politischen Partei bei der Europawahl antreten zu wollen. Selbst schwerwiegende Vorwürfe von Fidesz-Seite, etwa von seiner Ex-Frau Varga selbst, er habe sie während ihrer Ehe „terrorisiert“ und schlecht behandelt, taten Magyars wachsender Popularität keinen Abbruch.

Da sich eine Partei-Neugründung aus terminlichen Gründen vor der Wahl nicht mehr ausging, entschied er sich für die „Übernahme“ einer völlig unbekannten und seit Jahren inaktiven Provinzpartei namens „Tisztelet és Szabadság“ (Respekt und Freiheit). Magyar ging auf eine landesweite Tournee, die ihn in alle 19 Komitate und in zahlreiche kleine und mittlere Städte Ungarns führte. Den Abschluss der Wahlkampftour soll am Samstagn eine Großdemonstration auf dem Budapester Heldenplatz bilden. Die EU-Wahl am Sonntag ist die erste Chance des 43-Jährigen, den Hype um ihn auch in Wählerstimmen umzumünzen.

(Red./APA/Petra Edlbacher)

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