Geldpolitik

OeNB-Chef Holzmann stimmte als Einziger gegen EZB-Zinswende

Die Entscheidung zur Zinssenkung fiel EZB-Präsidentin Lagarde zufolge einstimmig, „mit Ausnahme eines Gouverneurs“.
Die Entscheidung zur Zinssenkung fiel EZB-Präsidentin Lagarde zufolge einstimmig, „mit Ausnahme eines Gouverneurs“.Clemens Fabry
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Der österreichische Nationalbankchef Robert Holzmann sprach sich als einziger Gouverneur gegen eine Zinssenkung im Euroraum aus.

Wie erwartet beschloss der Rat der Europäischen Zentralbank am Donnerstag eine Senkung der Zinsen um 0,25 Prozentpunkte. Die Entscheidung fiel EZB-Präsidentin Lagarde zufolge einstimmig, „mit Ausnahme eines Gouverneurs“. Österreichs Nationalbank-Chef Robert Holzmann sprach sich am Donnerstag gegen eine Senkung der Zinssätze in der Eurozone aus.

Ein Sprecher Holzmanns bestätigte dies und begründete die Entscheidung mit den jüngsten Wirtschaftsdaten – obwohl der OeNB-Chef letzte Woche noch gesagt hatte, dass er zu einer Zinssenkung neige. „Datengetriebene Entscheidungen sollten datengetriebene Entscheidungen sein“, ließ Holzmann über seinen Sprecher ausrichten.

Er habe „ein Signal setzen“ wollen, weil der Zeitpunkt der Zinssenkung zu früh sei, ergänzte Holzmann am Freitag auf Journalistennachfrage bei einer Nationalbank-Pressekonferenz. „Meine Interpretation ist, dass die Inflation noch nicht gewonnen ist“, so der Nationalbank-Gouverneur. Holzmann verwies auf die gestern nach oben revidierte Inflationsprognose für den Euroraum.

Mehrere Währungshüter nach Zinssenkung skeptisch

Die klare Signalsetzung der EZB in den vergangenen Wochen für eine erste Zinssenkung im Juni wird von manchen konservativen Währungshütern Insidern zufolge im Nachhinein als keine gute Idee angesehen. Eine Reihe ungünstig ausgefallener Wirtschaftsdaten zur Lohnentwicklung und zur Entwicklung der Inflation ließ jedoch zuletzt einige Zweifel an der Prognose der EZB aufkommen, dass die Inflation bis Mitte 2025 wieder auf das Notenbankziel von zwei Prozent zusteuern werde.

Laut den Insidern, die mit den Diskussionen vertraut sind, merkte rund ein halbes Dutzend konservativer Euro-Wächter an, dass die jüngsten Wirtschaftsdaten womöglich nicht mit einer Zinssenkung vereinbar seien. Einige wenige hatten sogar gesagt, dass ihre endgültige Entscheidung ohne die deutliche Signalsetzung im Vorfeld möglicherweise anders ausgefallen wäre. Mit Ausnahme von Holzmann hätten jedoch alle darin übereingestimmt, dass ein Rückzieher ein Fehler wäre.

EZB-Präsidentin Lagarde hatte sich auf der Pressekonferenz nach dem Zinsbeschluss nur sehr vorsichtig zum weiteren geldpolitischen Kurs in diesem Jahr geäußert. Dabei betonte sie, dass sich die Notenbank nicht auf einen bestimmten Zinspfad festlege. (red./Reuters/Bloomberg)

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