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Die „wahre Geschichte“ hinter „Rentierbaby“: Frau klagt Netflix auf 170 Mio. Dollar

Die Figur der Martha opfert in der Serie 15, 16 Stunden am Tag nur für kurze Begegnungen mit Barmann und Komiker Donny.
Die Figur der Martha opfert in der Serie 15, 16 Stunden am Tag nur für kurze Begegnungen mit Barmann und Komiker Donny.Ed Miller/Netflix
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Die Serie um eine obsessive Stalkerin ist ein großer Erfolg für Netflix – und sie beruht auf einer wahren Geschichte. Nur inwieweit? Die Frau hinter der Figur beschuldigt Netflix der Verleumdung.

Wie brutal und beklemmend Stalking ist und wie schwierig, verschwommen die Grenzen: Davon erzählt die Serie Rentierbaby (im Original: Baby Reindeer), die man hierzulande seit April auf Netflix sehen kann. Sie ist ein phänomenaler Erfolg für den Streamingdienst, mehr als 60 Millionen Zuschauer wurden allein im ersten Monat verzeichnet. Und es wird erwartet, dass die Serie bei den Emmy-Nominierungen im Juli ganz vorn mit dabei ist.

Die Geschichte des Barmanns Donny, der eigentlich Comedian werden möchte, geht unter die Haut. Es dauert Jahre, bis er die verstörende Aufmerksamkeit, die ihm Martha entgegenbringt, bei der Polizei anzeigt. Erzählt wird das nuanciert, eindringlich, mit viel (schwarzem) Humor. Vielleicht auch ein Grund, warum die Serie so erfolgreich ist: Sie beruht auf wahren Begebenheiten. Der schottische Komiker Richard Gadd hat darin seine eigenen Erfahrungen verarbeitet. Er hat sie ab 2019 bereits auf Bühnen erzählt und nun für Netflix verfilmt. Er schrieb das Buch, ist Produzent und spielt die Hauptrolle.

Dass diese Geschichte nicht die (ganze) Wahrheit ist, sagt nun Fiona Harvey. Sie ist die reale Person hinter der Figur der Stalkerin Martha. Und beschuldigt, wie der „Guardian“ berichtet, das Streaming-Unternehmen der Verleumdung, dem vorsätzlichen Zufügen emotionalen Leids, der groben Fahrlässigkeit und der Verletzung ihres Rechts auf Öffentlichkeit. In einer in Kalifornien eingereichten Klage fordert sie nun 170 Millionen Dollar, auch Netflix wird als Beklagter genannt.

Keine verurteilte Stalkerin

Harvey outete sich bereits als Inspiration für die Serie, bestreitet aber, Gadd 41.000 E-Mails geschrieben und Hunderte von Sprachnachrichten geschickt zu haben. Vor allem sei sie auch keine verurteilte Stalkerin, wie in der Serie erzählt werde. „Die Beklagten erzählten diese Lügen und hörten nie damit auf, weil es eine bessere Geschichte war als die Wahrheit, und bessere Geschichten brachten Geld“, heißt es in der Klage.

Netflix als milliardenschweres Unternehmen habe „buchstäblich nichts getan, um die ‚wahre Geschichte‘ zu bestätigen, die Gadd erzählt hat.“ Durch die Lügen von Netflix und Gadd sei Harveys Leben ruiniert worden, sie fordert dem „Guardian“ zufolge Schadenersatz und auch mindestens 50 Millionen Dollar für „alle Gewinne aus ‚Baby Reindeer‘“.

Netflix will „die Angelegenheit energisch verteidigen. Richard Gadd habe das Recht, seine Geschichte zu erzählen. Der hatte bereits zuvor in einem Interview mit dem „Guardian“ auf die Sphäre der Kunst verwiesen und gesagte, er habe „ein wenig feinjustiert, um dramatische Höhepunkte zu schaffen“. Er sei aber schwer gestalkt und missbraucht worden. (rovi)

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