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Fernsehen mit viereckigen Augen

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Von explodierenden Fernsehgeräten und einer Überdosis Tetris.

Wir Kinder der 1980er hatten – auch wenn uns etwa beim Radfahren niemand einen Helm aufgesetzt hat – schon auch ein paar sehr strenge Regeln. Ich zum Beispiel durfte nie zu lang fernsehen, da das Fernsehgerät sonst „zu warm wird und explodiert“, wie meine Oma in einem pädagogischen Move, den man heute eventuell hinterfragen könnte, behauptet hat.

Latent hat mich also stets ein vermeintliches Explosionsrisiko begleitet (bis mir jemand erklärt hat, dass Fernsehgeräte nicht ex- , sondern implodieren), geschaut habe ich trotzdem, „Knight Rider“ etwa, „Ein Colt für alle Fälle“ oder „Falcon Crest“, um drei für Kinder ungeeignete Serien zu nennen, die wir alle kannten. Inhaltlich hatten die Erwachsenen in der Siedlung keine Bedenken, während sie uns kollektiv davor warnten, dass man von zu viel Fernsehen „viereckige Augen“ bekommt. Wer hat sich diesen Spruch eigentlich ausgedacht? (Vermutlich derselbe Mensch, dem auch die Weisheit „Wenn der X von der Brücke springt, springst du dann auch?“ eingefallen ist.)

Ohrwurm gesucht? Googlen Sie „Tetris Musik“!

Ich persönlich hätte mir ja weniger Sorgen um eine mögliche viereckige Mutation der Augen gemacht als vielmehr um deren Überanstrengung, als die Gameboys aufkamen und wir alle auf wahnsinnig schlecht beleuchtete, klitzekleine Bildschirme mit seltsamem Grünstich geschaut haben.

Dass ich hier in ein Nostalgieloch gestürzt bin, liegt übrigens daran, dass der Gameboy-Klassiker Tetris eben seinen 40er gefeiert hat. (Wenn Sie nach einem Ohrwurm für das Wochenende suchen, googeln Sie „Tetris Musik“!)

War ich krank, durfte ich so viel Tetris spielen, dass die herunterfallenden Blöcke im Fieberwahn zu schlimmen Albträumen geführt haben, woraufhin ich dann eingesehen habe, dass ich doch zu viel Bildschirmzeit (wie man damals noch nicht gesagt hat) erwischt habe. Ex- und implodiert ist der Gameboy übrigens nie, da sind vorher nämlich die Batterien ausgegangen. In diesem Sinne: Happy birthday, Tetris!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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