Architektur

Wohnen im Lärm: Was es mit uns macht und wie es erträglicher wird

Der Lärm von stark befahrenen Straßen hebt das Stresslevel. Doppelschichtige Fassaden können helfen.
Der Lärm von stark befahrenen Straßen hebt das Stresslevel. Doppelschichtige Fassaden können helfen.gettyimages
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Immer mehr Menschen leben an lauten Orten. Technisch können Fassaden heute dafür sorgen, dass sie davon fast nichts mitbekommen müssen. Aber natürlich nur, solange die Fenster zubleiben.

Für die ständig wachsende Zahl an Menschen in urbanen Zentren lassen sich immer seltener Lagen finden, die durch lauschige Ruhe bestechen. Im Gegenteil: Immer mehr Wohnbauten entstehen der normativen Kraft des Faktischen folgend in Lagen direkt bei der Südosttangente oder anderen Lärmhubs. Aber auch laute Klassiker wie der Gürtel, die Wienzeile oder die Ausfallstraßen Richtung Süden sind nach wie vor stark lärmbelastet, wie die Karten auf laerminfo.at zeigen.

Die gute Nachricht: Es lässt sich inzwischen so bauen, dass man auch in diesen Lagen während der Rushhour in angenehmer Ruhe ein Buch lesen kann. Die schlechte: Das funktioniert nur, solange alle Fenster geschlossen bleiben.

Offene Fenster: eine Katastrophe für Schallschutz

„Technisch gibt es inzwischen jede Menge Möglichkeiten, etwa, indem vor der eigentlichen Fassade noch einmal eine doppelschalige Fassade angebracht wird“, weiß Thomas Bednar, Leiter des Bereichs Bauphysik an der TU Wien. „Damit ist auch am Gürtel jeder Beamer eher wahrnehmbar als der Straßenlärm.“ Das Problem beginne, sobald man ein Fenster öffne, „denn jedes offene Fenster ist in Sachen Schallschutz eine Katastrophe“. Je nachdem, wie groß das Budget des Bauherren ist, können beispielsweise Lüftungsanlagen wie bei Niedrigenergiehäusern hilfreich sein.

»Traditionell wird im Sommer das vollständig geöffnete Fenster zum Abführen von Wärme benötigt.«

Thomas Bednar

TU Wien

Allerdings nicht ganzjährig, da im Sommer „traditionell das vollständig geöffnete Fenster zum Abführen von Wärme benötigt wird“. Gegengesteuert werden könne dem Dilemma prinzipiell durch technische Lösungen wie Bauteilaktivierung oder Flächenheiz- und -kühlsysteme. Ein Thema, das aufgrund der immer heißer werdenden Sommer nicht nur mehr für den gehobenen Wohnbau gilt, sondern auch im regulären und sozialen Segment an Bedeutung gewinnt. „Besonders beim Schlafen ist Lärm ein ganz zentrales Thema“, so Bednar. „Denn wenn im Inneren des Schlafzimmers der Schallpegel auf über 45 Dezibel (der Geräuschpegel, der in einem Zimmer bei leisem Sprechen entsteht, Anm.) steigt, kommt man aus dem Tiefschlaf heraus. Was bedeutet, dass man nie in den Tiefschlaf kommt, wenn dauernd Autos vor dem geöffneten Fenster vorbeifahren.“

Hoher Lärmpegel verursacht Stress

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