Naturschutz

Es muss nicht immer Kaviar sein: Störe retten in der Donau

250.000 Sterlet-Jungtiere wurden in der Donau bereits ausgewildert.
250.000 Sterlet-Jungtiere wurden in der Donau bereits ausgewildert.Christian Fürthner
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An der Donauinsel in Wien wachsen in einer schwimmenden Aufzuchtstation Störarten heran, die in Österreich ausgestorben sind. Das alte Frachtschiff steht ab 2025 für Besucherinnen und Besucher offen, die mehr über die Artenvielfalt im Fluss erfahren wollen.

Wer mit der Angel in Richtung Donau ausrückt, hört eher Witze über Fischerlatein, als dass seine Umgebung an Naturschutz denkt. Doch Leute, die in der Donau fischen, können der Forschung und dem Artenschutz helfen. Ein prominentes Projekt ist die Rettung der Störe in Europas zweitgrößtem Fluss. Das EU-Projekt „Life-Boat4Sturgeon“ setzt die Arbeit von „Life-Sterlet“ (2016 bis 2022) fort und erweitert den Umfang.

Wo es bisher um die kleinste Störart ging, den Sterlet, soll „Life-Boat4Sturgeon“ gleich vier Störarten in der Donau retten. Dazu bitten die Forschenden auch Fischereiverbände um Mitarbeit. „Melde einen Fang“, steht in den Angelbroschüren Österreichs, die das Projekt als „Rettungsboot für die Störe“ vorstellen. Thomas Friedrich vom Institut für Hydrobiologie und Gewässermanagement der Boku Wien sammelt die Fangmeldungen, um den Erfolg des Artenschutzes zu messen (Email an lb4s@boku.ac.at). Sein Team verschickt als Dank an die Einsender von Fotos kleine Stör-Stofftiere.

Die Donau ist schwer zu überblicken

„So erhalten wir Informationen, wie es den Populationen geht und wo man die Tiere finden kann“, sagt Friedrich. „Denn die Donau ist als großer, trüber Fluss nicht so leicht zu über­blicken wie ein klarer Gebirgsbach.“

Derzeit können in der oberen und mittleren Donau ohnehin nur Störe der kleinsten Art gefangen werden, also Sterlets. Sie sind die einzigen, die hier noch nicht ausgestorben sind. Von den früher bestehenden fünf Störarten in Österreich konnten vier nach dem Bau der Kraftwerke am Eisernen Tor, an der Grenze von Rumänien und Serbien, nicht überleben, da ihre Wanderungen abrupt unterbrochen waren.

„Auch in der unteren Donau sind die Störe extrem gefährdet, hauptsächlich durch Wilderei“, erklärt Thomas Friedrich und weist darauf hin, dass „Wildkaviar nie legal gewonnen wird“. Die unreifen Eier der weiblichen Störe sind nur aus Aquakulturen nachhaltig, ohne illegalen Fang. Dass bei der Gewinnung von Kaviar die Fische fast immer getötet werden, ist nicht vielen bewusst.

Im Life-Boat4Sturgeon wird ein altes Frachtschiff umgebaut

Die Projekte der Boku und ihrer Partner in acht Ländern wollen jetzt die Restpopulationen der Störe in der Donau stärken und langfristig auch die heute in Abschnitten ausgestorbenen Arten wieder ansiedeln.

Das Herz der Forschungen liegt an der Wiener Donauinsel, unter der Reichsbrücke: Hier stand im Projekt „Life-Sterlet“ bereits die Kinderstube für über 250.000 Sterlets, im „Erbrütungs- und Aufzuchtcontainer“.

Sterlet
SterletClemens Ratschan

Ab 2016 hat das Team in einem adaptierten Schiffscontainer die Zucht des Sterlets betreut und jährlich Jungfische ausgewildert. Im neuen „Life-Boat4Sturgeon“ wird ein altes Frachtschiff der Viadonau umgebaut, um als geschützter Ort für den Mutterfisch-Bestand der vier verbliebenen Donau-Störarten (Sterlet, Waxdick, Sternhausen, Hausen) zu dienen. Die Tiere schwimmen im Flusswasser und prägen sich den Geruch der Stelle ein. „Die Störe werden erst im Alter von zehn bis 20 Jahren geschlechtsreif. Wir hoffen, dass die jetzigen Jungtiere dann zurück in ihr Laichgewässer kommen“, sagt Friedrich. Bis dahin sollten auch die Kraftwerke so umweltfreundlich umgebaut sein, dass die Fische hochwandern können.

Die Öffentlichkeit hilft mit

Solange die Arten in freier Natur so stark gefährdet sind, müssen die Forscherinnen und Forscher die genetische Vielfalt der Störe in menschlicher Obhut erhalten. Bei der Zusammenarbeit der acht Donauländer stehen auch die Vereinheitlichung der Monitoring-Methoden und eine Datenbank zum Störbestand entlang des Flussverlaufs im Mittelpunkt. „Und wir gehen stark an die Öffentlichkeit.

250.000 Sterlet-Jungtiere wurden bereits ausgewildert.
250.000 Sterlet-Jungtiere wurden bereits ausgewildert.Clemens Ratschan

Die Wiederansiedlung der ausgestorbenen Störarten dauert Jahrzehnte“, sagt Friedrich, der sich über Meldungen von Störsichtungen und über Besucher in der schwimmenden Aufzuchtstation auf der Donauinsel freut.

Anmeldung erforderlich: lb4s@boku.ac.at

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