Themenwoche „Zukunft der Mobilität“

Die Transportzukunft gehört der Schiene

Andreas Matthä: „Jede Tonne Fracht auf der Schiene braucht dreißig Mal weniger CO<sub>2</sub> als auf der Straße.“
Andreas Matthä: „Jede Tonne Fracht auf der Schiene braucht dreißig Mal weniger CO2 als auf der Straße.“„Die Presse“/Screenshot
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Wettbewerb. Die Logistikbranche ökologischer zu machen, ist einer der Schritte zur Klimawende.

Im Jahr 2023 wurden laut Statistik Austria auf dem österreichischen Schienennetz 92,4 Millionen Tonnen Güter transportiert. Multipliziert mit der zurückgelegten Strecke innerhalb Österreichs ergab das eine Transportleistung von 20,2 Milliarden Tonnenkilometern. „Die Welt ist kleiner, noch globaler geworden. Die Güter kommen aus aller Welt und finden mit unseren Zügen ihren Weg“, stellt Andreas Matthä, Vorstandsvorsitzender der ÖBB-Holding AG, fest: „Wir Bahnen verbinden Menschen, Märkte und halten die Wirtschaft am Laufen.“

Wenn das Räderwerk der Logistik nicht richtig ineinandergreife, gerate das gesamte Wirtschaftssystem aus den Fugen. „Die Corona-Pandemie hat die hat die ganze Welt, im wahrsten Sinne des Wortes, in Atem gehalten und wurde zum Härtetest für unsere Gesellschaft“, erinnert Matthä an die Covid-Krisenjahre. „Sie hat uns aber auch vor Augen geführt, wie fragil unsere Versorgungssysteme sind. Ich erinnere mich, als wir vor leeren Regalen gestanden sind, es war kein Klopapier da, keine Pasta.“ Doch die Bahn fuhr damals trotzdem, unterstreicht Matthä die Bedeutung des Schienenverkehrs: „Sie hat Pflegekräfte, Verkäuferinnen und Verkäufer, Lehrer und Lehrerinnen zur Arbeit gebracht und hat dafür gesorgt, dass die Regale schnell wieder gefüllt waren.“

Wirtschaft am Laufen halten

Mitten in der Pandemie führte zusätzlich die Havarie der „Ever Given“ im Suezkanal der Welt vor Augen, wie fragil die globalen Lieferketten und wie groß die Abhängigkeiten von Supply Chains sind. „Wir freuen uns, dass wir unsere Packerl aus der ganzen Welt bestellen können, vergessen aber, welch komplexes Konstrukt dahinter notwendig ist“, mahnt Matthä. Befeuert wurde die Logistik-Krise zusätzlich durch den Krieg in der Ukraine und die dadurch gestiegenen Energiepreise und nötigen Umwege aufgrund nicht mehr befahrbarer Routen. In der Ukraine funktioniert der Schienenverkehr trotz des Krieges: „Die Bahn fährt, bringt Menschen in Sicherheit und hält die Wirtschaft in einem von Krieg gezeichneten Land am Laufen. Unter anderem durch die Getreidetransporte. Und während sich die Spritpreise wieder halbwegs normalisiert haben, kämpft der Schienengüterverkehr weiterhin mit hohen Strompreisen. Aber die Bahn fährt trotzdem.“

»Wir brauchen das Beste aus allen Transportwelten.«

Andreas Matthä

CEO ÖBB

In einer Zeit, in der fossile Treibstoffe aus dem Alltag verschwinden sollen, sei die Schiene nicht nur für Österreich, sondern für ganz Europa versorgungs- und systemrelevant. „Sie ist das nachhaltige logistische Rückgrat der europäischen Wirtschaft“, unterstreicht Matthä. „Natürlich könnten wir all unsere Güter auch mit dem Lkw transportieren, dem Schiff oder dem Flugzeug. Jedoch nicht, wenn wir den Kampf gegen die Klimakrise noch irgendwie gewinnen wollen.“ Der gesamte Verkehrssektor ist für 20 Prozent der CO2-Emissionen in der Europäischen Union verantwortlich. Eine extrem klimafreundliche Alternative zur Straße ist die Bahn auf jeden Fall: „Jede Tonne Fracht auf der Schiene braucht dreißig Mal weniger CO2 als auf der Straße. Ein Güterzug ersetzt gut und gerne vierzig LKW und braucht, neben weniger Energie, auch nur 50 Prozent an Fläche als auf der Straße.“

Es spräche alles dafür, die Verlegung des Güterverkehrs auf die Schiene zu forcieren. Österreich sei auf einem guten Weg, denn 28 Prozent aller Transporte werden bereits mit dem Güterzug erledigt. International wickelt die Rail Cargo Group 80 Prozent der Lieferungen per Zug ab. Deshalb brauche es ein europäisch einheitliches Netz, bei dem es sich aber derzeit noch spießt: Lokomotiven benötigen für jedes Land eine eigene Zulassung, der Lokführer muss die Landessprache beherrschen, Stromsysteme und Spurbreiten sind nicht vereinheitlicht. Hier sei die Politik am Zug, meint Matthä und fordert klare, faire Rahmenbedingungen, eine verlässliche Infrastruktur in den einzelnen Ländern, moderne Strecken, höhere Kapazitäten und natürlich neue Züge.

Doppelte Leistungsfähigkeit

Die ÖBB selbst investiert in Österreich bis zum Jahr 2029 21,1 Milliarden Euro in die Infrastruktur, das System Bahn und das Schienennetz, bis 2040 soll sich so die Leistungsfähigkeit verdoppeln. Ein essentieller Baustein ist dabei die Digitalisierung bei der Bahn, wozu eines der Vorzeigeprojekte, die digitale automatische Kupplung zählt. „Sie macht den Schienengüterverkehr schneller, sicherer und wettbewerbsfähiger“, ist Matthä erfreut, auch wenn noch Vieles zu tun bleibt. Für die Zukunft wünscht sich der CEO „das Beste aus allen Transportwelten. Ich glaube ein gutes Beispiel dafür sind unsere multimodalen Transporte. Der Zug auf der langen Distanz und der Lkw auf der letzten Meile.“

Information

Dieser Inhalt wurde von der „Presse“-Redaktion in Unabhängigkeit gestaltet. Er wurde mit finanzieller Unterstützung der ÖBB Rail Cargo Group ermöglicht.

Alle Keynotes, Expertinnengespräche und Diskussionen zum Thementag „Mobilität der Zukunft“ sind nachzusehen unter diepresse.com/mobilität

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