Modeschau

Show Modeklasse: Zwischen künstlerischer Freiheit und einer Störaktion

Aus der Diplomkollektion von Yuliya Hlazun.
Aus der Diplomkollektion von Yuliya Hlazun.Mario Ilic
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Die Show der Modeklasse an der Universität für angewandte Kunst brachte den Einstand des Gastprofessors Craig Green und einen neuen Umgang mit Ressourcen. Vorab störten manche Anwesende den Abend mit Protesten gegen den Sponsor eines Modepreises.

Die brennendste Frage, die sich manche Zuseherinnen und mancher Zuseher vor Beginn der Show stellte, zielte wohl auf die Handschrift des neuen Professors ab. Seit zwei Semestern leitet Craig Green nach dem offenbar weiterhin bewährten Gastprofessur-System der Universität für angewandte Kunst deren Modeabteilung. Das Engagement des Briten entspricht deren Mission Statement, worin man explizit auf einen nachhaltigen und auch ressourcenschonenden Ansatz setzt. Begleitend ließ die Universität in einer Aussendung wissen: „[D]er künstlerischen Freiheit werden unter Craig Green in der Modeklasse keine Grenzen gesetzt“, was, möchte man hinzufügen, hoffentlich auch in der Vergangenheit schon der Fall war.

Aus der Diplomkollektion von Oliver Kuzma.
Aus der Diplomkollektion von Oliver Kuzma.Mario Ilic

Die inhaltliche Ausrichtung dieses Modeklassenmanifests rief auch die – seit Beginn des Studienjahrs 2023/2024 ebenfalls neu angetretene – Rektorin der Kunstuniversität, Petra Schaper Rinkel, in ihrer Rede vor Beginn der Show in Erinnerung. Akustisch ging das jedoch phasenweise unter, da sich während ihrer Ansprache von der Empore der Universitätsaula zunächst eine Flagge mit der Aufschrift „Free Palestine“ entrollte – gefolgt von Buhrufen, nach unten rieselnden Flugblättern und lauten Protestparolen.

„Free Palestine“ forderten jene, die die Ansprache vor Beginn der Show störten.
„Free Palestine“ forderten jene, die die Ansprache vor Beginn der Show störten. dk

Es handelte sich allerdings nicht um eine völlig anlasslose Aktion, sondern diese richtete sich gegen den Sponsor des mit 5000 Euro dotierten Modepreises für eine der Diplomkollektionen (ausgezeichnet wurde damit Oliver Kuzma für eine Baudelaire-Modehommage namens „Spleen“). Auf dem Flugblatt wurde dem Sponsor, der Automarke Polestar, vorgeworfen, dass die mit ihr verbundenen Konzerne Geely und Volvo sich der Unterstützung Russlands im Ukraine-Krieg bzw. Israels in Palästina schuldig machen würden. Allen Anwesenden wurde in dem Text vorgeworfen, dass sie sich der stillschweigenden Duldung eines Genozids schuldig machen würden.

Aus der Kollektion von Felix Schmidt (3. Jg.).
Aus der Kollektion von Felix Schmidt (3. Jg.).Mario Ilic

In einem auf Anfrage der „Presse“ tags darauf übermittelten Statement wies eine Sprecherin der Marke Polestar diese Anschuldigungen zurück: „Wir sind nicht im Besitz der Volvo-Gruppe (entgegen den studentischen Behauptungen). Polestar ist ein unabhängiges, an der Nasdaq notiertes Unternehmen mit einem unabhängigen Vorstand und Management. Geely Holding ist einer unserer Aktionäre, es ist jedoch nicht unsere Aufgabe, die Aktivitäten unserer Aktionäre zu kommentieren, und wir haben auch keinen Einfluss auf ihre Geschäftsentscheidungen.“ Man zeige sich „zutiefst betrübt“ angesichts der eskalierenden humanitären Krise im Gazastreifen und verurteile auch die russische Aggression in der Ukraine.

Aus der Kollektion von Marie Matondo Nsimba (2. Jg.).
Aus der Kollektion von Marie Matondo Nsimba (2. Jg.).Mario Ilic

Nach dem Appell der Rektorin, weitere Störaktionen auch aus Respekt gegenüber den Studierenden der Modeklasse zu unterlassen, klangen diese ab. Gezeigt wurden die Diplome von sechs Studierenden (Oliver Kuzma, Martyna Bierut, Yuliya Hlazun, Alissa Herbig, Viola Kollár, Pouran Parvizi), außerdem Arbeiten aus den vorangehenden drei Jahrgängen. Hervorzuheben unter diesen sind etwa Marie Matondo Nsimba (2. Jg.) und Felix Schmidt (3. Jg.), die selbst jeweils mit Auszeichnungen eines anderen Sponsors bedacht wurden.

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