„Wir werden traurig sein und hin und wieder zurückdenken“: Christian Hetterich sieht dem Stadionneubau mit gemischten Gefühlen entgegen.
Wiener Sportclub

Sportclub-Stadion: Der Abschied vom Grind

Viele Fans liebten gerade den familiären und leicht ranzigen Charme am Sportclub-Platz. Ein neues auf Hochglanz poliertes Stadion könnte die einzig­artige Atmos­phäre ver­schwinden lassen.

Wien. Ob es in der Vornacht geregnet hat, merkt man in den „Katakomben“ sofort. Auf dem Platz von Torwart Alexander Mödlhammer hat sich eine kleine Lacke gebildet. Eilig, das Wasser wegzuwischen, hat es in den Kabinen des Traditionsfußballvereins Wiener Sportclub niemand. Hat das überhaupt noch Sinn, wenn in einem anderen Raum die Decke abbröckelt und sich der Schimmel längst durch die Wände gefressen hat?

Die Lacke wird niemanden mehr stören. Das letzte Match im Sportclub-Stadion ist gespielt, die Kabine der Kampfmannschaft leer, nur drei Paar Adiletten und zwei Ergometer wurden zurückgelassen. Das heruntergekommene Stadion in Hernals hat nur noch wenige Tage vor sich.

Am Sonntag steigt die Abrissparty, Bands wie Fuzzman spielen, Rasen- und Mauerstücke werden verkauft, dann wird das Stadion geschleift und neu aufgestellt: mitsamt neuen Tribünen, Rasenheizung, Dachbegrünung, PV-Anlage und großem Vereinszentrum – ein modernes Stadion, wie es einem der ältesten Sportvereine Österreichs gebührt. Sogar das Frauennationalteam soll hier, glaubt man ÖFB-Lippenbekenntnissen, künftig gastieren.

„Abgefuckt und ranzig“

Bleibt nur die Frage, ob das neue Haus zu dem Kultverein passt. Für diesen und das ganze Dornbacher Grätzl rundum ist es eine Zäsur, das Ende einer Ära. Denn mit dem Umbau verliert der Verein auch sein Herzstück, die Friedhofstribüne. Sie ist ungefähr genauso heruntergekommen wie die „Katakomben“ unter ihr. „Abgefuckt und ranzig“, beschreibt es Christian Hetterich und meint das höchst positiv. „Es ist halt unglaublich gemütlich.“

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