Tourismus

Pride Month: Divers ist in Wien selbstverständlich

Die Regenbogenparade am Samstagnachmittag: Ein Zeichen für Wiens Weltoffenheit.
Die Regenbogenparade am Samstagnachmittag: Ein Zeichen für Wiens Weltoffenheit. APA / APA / Max Slovencik
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Früher warb Wien intensiv um die LGBTIQ-Community. Heute ist das nicht notwendig: Wiens Ruf als tolerante Stadt reicht aus.

Wien will (wieder einmal) zeigen, wie weltoffen die Stadt ist, liefert der Juni mit dem Pride Month ausreichend Veranstaltungen und Bildmaterial. Heuer folgt im Juli das nächste Großevent: Die Euro Games, bei denen rund 4000 LGBTIQ-Personen in rund 35 Sportarten antreten, finden ab 17. Juli erstmals in Wien statt.

Da überrascht es wenig, dass Wien-Tourismus die Euro Games promotet und etwa internationale Journalisten im Vorfeld in die Stadt einlädt. Sonst aber sieht man bei Wien-Tourismus mittlerweile keinen großen Bedarf mehr, die LGBTIQ-Community „konkret und spitz anzusprechen, um ihre Aufmerksamkeit zu bekommen“, wie es heißt.

Jede und jeder ist willommen

Denn Wien habe sich so sehr als diverse, tolerante und kosmopolitische Stadt etabliert, dass ausreichend bekannt ist, dass hier jede und jeder, unabhängig von der sexuellen Orientierung, als Tourist willkommen ist – und sich in der Stadt auch sicher fühlen kann. So gibt es auch keine Liste der explizit gay-friendly Hotels mehr, da homosexuellen Paaren schlicht alle Hotels der Stadt offenstehen.

Werben um homosexuelle Reisende

Diese Selbstverständlichkeit gab es nicht immer: Abgesehen von gesellschaftlichen Entwicklungen in Österreich (etwa der rechtlichen Gleichstellung homosexueller Paare bei der standesamtlichen Ehe), die natürlich zum Image als LGBTIQ-freundliche Destination beitragen, hat sich Wien-Tourismus jahrelang intensiv um diese Zielgruppe bemüht. Vor mehr als 25 Jahren entschloss man sich, Wien auch als Destination für homosexuelle Reisende zu etablieren, 1998 bewarb man die Stadt, damals deutlich weniger selbstverständlich als heute, erstmals mit einem Gay-Sujet.

Durchaus mit Erfolg: Im Jahr 2000 belegte Wien bei einer Umfrage unter deutschen Schwulen und Lesben nur den 11. Platz, 2003 war man auf Platz eins, es folgten mehrere Auszeichnungen. 2018 etwa kürte Gaytravel.com, die größte LGBTIQ-Reiseplattform, Wien zur „Best International Destination“.

Szene ist kleiner

Dabei ist etwa Wiens Szene an Schwulenlokalen und -clubs deutlich kleiner als woanders (von L. A. bis Barcelona). Aber man punktet mit Kultur, Sehenswürdigkeiten, Museen, guten Lokalen. Also all dem, was Wien generell für Touristen interessant macht: LGBTIQ-Touristen wollen in Wahrheit nichts anderes als heterosexuelle Reisende, wie es bei Wien-Tourismus heißt.

Anders gesagt: Wien wird so vermarktet, wie sich die Stadt (großteils zumindest) auch versteht – als tolerant und weltoffen. „Wien punktet als kosmopolitische Metropole, in der Vielfalt und jegliche Arten von Lebenskonzepten nicht nur eine Selbstverständlichkeit sind, sondern als Stärke empfunden werden“, sagt Wien-Tourismus-Direktor Norbert Kettner. „Es wäre ein Fehler, diese Botschaft nicht auch im Tourismusmarketing einzusetzen.“

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