Interview

„Melonis Italien ist das politische Laboratorium Europas“

„Danke!“ Giorgia Meloni nach dem EU-Wahlergebnis.
„Danke!“ Giorgia Meloni nach dem EU-Wahlergebnis. Imago/Giuseppe Lami
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Italiens rechtsnationale Premierministerin, Giorgia Meloni, triumphiert mit außenpolitischem Pragmatismus, den sie intern mit Härte verbindet: Politologe Gilles Gressani über das Erfolgsrezept Melonis in Zeiten radikaler Transformationen, fragiler Identitäten und schlechter Fußball-Performance. Und warum von Frankreich bis zu den Niederlanden Rechtspopulisten sich vom römischen Modell inspirieren lassen.

Der Triumph war größer als erwartet: Italiens rechtsnationale Premierministerin, Giorgia Meloni, siegte nicht nur bei der EU-Wahl, ihre postfaschistischen Fratelli d’Italia bauten sogar ihren Vorsprung im Vergleich zur Parlamentswahl 2022 aus. Die Premierministerin wird nun zu einer der mächtigsten Frauen Europas: Sie wird maßgeblich mitbestimmen, wer künftig die EU-Kommission anführt und in welche Richtung Europa geht.

Aber nicht nur: Rechtspopulisten von Frankreich bis zu den Niederlanden blicken interessiert auf das Meloni-Modell. Der französische Politologe Gilles Gressani erklärt, was hinter dem Erfolgsrezept Giorgia Melonis steckt, was das für die Zukunft Europas bedeutet. Und warum Italien wieder einmal europäisches Laboratorium für radikale Experimente ist.

Die Presse: Was ist Giorgia Melonis Erfolgsmodell?

Gilles Gressani: Da ist eine ehemalige EU- und Euro-feindliche Partei, die jetzt außen- und EU-politisch auf Kontinuität gegenüber Euro und EU-Institutionen setzt, in der Außenpolitik sich klar transatlantisch positioniert – und damit punktet. Rom unterstützt Hilfen für die Ukraine, bekennt sich zum Euro. Ich habe bereits 2022 das Modell Meloni als „technischen Souveränismus“ bezeichnet. Interessant am italienischen Fall ist das Konkurrenzverhältnis innerhalb des Rechtsaußen-Spektrums: Melonis Koalitionspartner, Lega-Chef Matteo Salvini, versucht, sich von diesem Pragmatismus zu distanzieren, um Wähler am Rand zu mobilisieren. Das hat nicht funktioniert.

Inspiriert Meloni andere Rechtsaußen-Parteien in Europa?

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