Film

Was Sie jetzt im Kino sehen sollten

„Alles steht Kopf 2“: Die Gefühle spielen im neuen Pixar-Film wieder einmal verrückt.
„Alles steht Kopf 2“: Die Gefühle spielen im neuen Pixar-Film wieder einmal verrückt.Pixar
  • Drucken

Die Kinowoche bringt ein diverses Programmangebot: vom Pixar-Animationsfilm über iranisches Dissidentenkino bis zum Regiedebüt der Tochter M. Night Shyamalans.

Im Sturm der Gefühle

„Alles steht Kopf 2“. Pixar war einst ein Name, der im US-Animationsfilmbereich eine gewisse Ehrfurcht gebot; nicht nur, weil die computergenerierten Kino-Abenteuer des Studios technisch wegweisend waren, sondern auch, weil sie weniger schablonenhaft wirkten als viele Produkte der Konkurrenz. Von einem Pixar-Film erwartete man sich gemeinhin mehr narrative Komplexität und emotionalen Tiefgang als von irgendeiner x-beliebigen Zeichentrick-Blödelei. Das hat sich zwar noch nicht komplett ins Gegenteil verkehrt, aber der strahlende Nimbus der Marke (die seit 2006 zu Disney gehört) ist fraglos angekratzt. Immer öfter greift Pixar auf bewährte Erzählmodelle und etablierte Figuren zurück, setzt zusehends auf Fortsetzungen und Ableger alter Hits. Beim jüngsten Sequel des Studios handelt es sich immerhin um einen Film, dessen erzählerisches Potenzial noch nicht ganz ausgeschöpft scheint: „Alles steht Kopf“ offenbarte uns 2015 das geheime Leben unserer (personifizierten) Gefühle. Der zweite Teil erweitert das quirlige Affekt-Ensemble (Freude, Angst, Kummer, Wut und Ekel) um eine ganze Reihe neuer Emotionen, die sich zum Anbruch der Pubertät im Kopf des Teenagers Riley festsetzen. Ein vergnügliches, wenn auch nur wenig innovatives Wiedersehen. Hier geht es zur „Presse“-Kritik. Im Kino.

„Eureka“ von Lisandro Alonso.
„Eureka“ von Lisandro Alonso.Filmgarten

Tipps für Serien und Filme

Empfehlungen finden Sie in unserem Streamingtipps-Newsletter

Auf der Suche nach dem indigenen Blick

„Eureka“. Es gibt eine Sorte von Kunstkino, die wie dafür gemacht ist, um die gigantische Leinwand des Wiener Gartenbaukinos zu füllen. Im Zuge der Viennale wird diese Idealpaarung oft Wirklichkeit, seltener jedoch im regulären Bewegtbildbetrieb. Derzeit kommt das geneigte Publikum dank einer Kooperation zwischen dem Gartenbau und dem Filmgarten-Verleih öfter in deren Genuss. 2022 etwa, bei Albert Serras Tahiti-Epos „Pacifiction“, und nun auch bei einigen Vorführungen von Lisandro Alonsos enigmatischem Triptychon „Eureka“, das vergangenes Jahr in Cannes Premiere feierte. Der argentinische Regisseur, der 2001 mit dem minimalistischen Laiendarstellerstück „La libertad“ eine neue Art von ästhetischer Erdigkeit im Film begründete, hat sich seither stark weiterentwickelt; sein jüngstes Werk beginnt in Form eines schwarz-weißen Western-Pastiches, mit Viggo Mortensen und Chiara Mastroianni in absichtsvoll stereotypen Revolverheldenrollen – nur um, Achtung, Spoiler, nahtlos und abrupt die Register zu wechseln, zum hyperrealistischen und stimmungsvollen Porträt eines zeitgenössischen Indianerreservats. In Folge schlägt der Film noch eine weitere Volte, die als Kontrast indigenes Leben in Südamerika ins Spiel bringt. Und die Frage aufwirft, welche unterschiedlichen Wege aus kolonialistisch bedingter Unfreiheit es für Ureinwohner des amerikanischen Kontinents geben kann. Wem diese mystisch-assoziative Erzählweise zu apart erscheint, kann sich zumindest an den betörenden Bildern von Mauro Herce und Aki Kaurismäkis Stammkameramann Timo Salminen berauschen. Zu sehen im Gartenbaukino am 14., 15., 16. Juni.

Jafar Panahi (l.) in seinem Film „No Bears“.
Jafar Panahi (l.) in seinem Film „No Bears“.Panda Film

Dissidentenkino aus dem Iran

„No Bears“. Unter den vielen Filmemacherinnen und Filmemachern, die im Zuge der laufenden Repressionswelle gegen das kritische Kunstschaffen im Iran festgenommen (und zum Teil wieder freigelassen) wurden, war auch der Regieveteran Jafar Panahi. Für den 63-Jährigen sind Konfrontationen mit den (Zensur-)Behörden seiner Heimat nichts Neues: Seit 2011 dreht Panahi, der zu Hause wie im Ausland großes Renommee genießt, seine Filme quasi guerillamäßig – und lässt sie anschließend außer Landes schmuggeln. Ironischerweise wurden diese Dissidentenwerke im Lauf der Zeit immer ambitionierter in ihrer Konzeption, und das metafiktionale Drama „No Bears“ – das 2022 beim Filmfest Venedig Premiere feierte und ab Freitag bei uns im Kino läuft – stellt in dieser Hinsicht einen Gipfelpunkt dar. Panahi spielt darin (wie so oft) eine Version seiner selbst. Er reist ins türkisch-iranische Grenzgebiet, um einen Dokumentarfilm zu drehen (und möglicherweise das Land zu verlassen). Doch ein Vorfall rund um eine verfängliche Fotografie zieht ungeahnte Folgen nach sich, die die immense Kluft zwischen Stadt und Land im iranischen Gottesstaat deutlich zum Vorschein bringen. Im Kino.

Dakota Fanning in „They See You“ von Ishana Shyamalan.
Dakota Fanning in „They See You“ von Ishana Shyamalan.Warner Bros.

Wer beobachtet die Beobachter?

„They See You“. Achtung, Nepo-Baby: Ishana Night Shyamalan ist gerade einmal Mitte zwanzig, ihr Regiedebüt wird von Warner vertrieben. Hat das mit ihrem Nachnamen zu tun? Oder vielleicht doch auch mit ihrem Talent? Ein Rätsel wie aus einem Film von M. Night Shyamalan, dem Papa von Ishana, der seiner Tochter Erstling „They See You“ („The Watchers“ im Original) mitproduziert hat. Jedenfalls ist dieser Hollywood-Apfel nicht weit vom Stamm gefallen, Ishanas Adaption eines Horrorromans von A. M. Shine erinnert in vielerlei Hinsicht an das Œuvre ihres Vaters, im Guten wie im Schlechten. Soll heißen: „The Watchers“ ist ästhetisch auf erfreulich Weise eigenartig und erzählerisch wenig berechenbar, zugleich aber überladen mit Symbolik und erklärwütig bis zur Schmerzgrenze (und darüber hinaus). Will man „Shyamalan“ fortan als Signet eines Familienunternehmens betrachten, passt auch der Umstand, dass man nicht allzu viel über diese Mystery-Mär verraten sollte: Eine Plotwendung jagt die nächste. Folgende Inhaltsangabe reicht: Die junge Mina (Dakota Fanning)verirrt sich im Wald. Sie landet in einer Enklave von Einsiedlern, die sich des Nachts von lauernden Augen beobachtet fühlen – und sich darob verhalten wie in einer unheimlichen Reality-Show. Was steckt dahinter? Schauen Sie selbst. Im Kino.

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.