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Serie „Hacks“: Böse Frauen, wie wunderbar!

Eine Vertreterin der Gen Z und eine Boomerin: Ava und Deborah schenken sich üblicherweise nichts.
Eine Vertreterin der Gen Z und eine Boomerin: Ava und Deborah schenken sich üblicherweise nichts.
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Die preisgekrönte Serie um eine in die Jahre gekommene Comidienne und eine etwas verpeilte Schreiberin kam erst nach dem Preisregen auf Netflix an. Mittlerweile kann man zwei Staffeln sehen.

Gibt es eine Art Role Model für ältere Frauen mit bissig-bösem Humor? Oder woran liegt es, dass der trockene Witz von Emily Gilmore ebenso gut mit einem elegant geschwenkten Martini zusammenpasst wie der von Jane Fonda als Grace oder Maggie Smith als Violet Crawley? Sie sind sich ähnlich, diese Frauen, die eiserne Disziplin, Geld und Stil haben, ein unterkühltes Verhältnis zu ihren Kindern und kein Mitleid mit irgendwem. Auf den Bildschirmen sind sie meist im Hintergrund – die Comedy „Hacks“ hebt eine auf die große Bühne.

Und zwar wortwörtlich. Deborah Vance ist eine Legende der Stand-up-Comedy, nicht nur, aber vor allem in Las Vegas. Hier lebt sie in einer Art Palast, hier prangt ihr überlebensgroßes Bild am Palmetto Hotel, hier steht sie auf der Bühne. Ihr Programm hat sie bald 25.000-mal zum Besten gegeben, mit den immergleichen Witzen über Männer und Sex. Und die Nacht, als sie das Haus ihres Ex anzündete, der sie mit ihrer Schwester betrog. Und das Publikum lacht seit vielen Jahren. Aber doch ein bisschen weniger mit der Zeit. Vance ist also nicht mehr besonders gefragt. Ob sie es nicht vielleicht mit einer jungen Schreiberin für ihre Witze probieren will? So kommt es, dass die junge Autorin Ava auf Vances Coach landet und sich dort über die Polster lustig macht.

Die erste Staffel der herrlich bösen Serie erzählt davon, wie sich zwei Frauen, einander in tiefer Abneigung verbunden, miteinander arrangieren müssen. Und sich dabei, bis auf eine Sequenz am Ende kitschfrei, doch annähern. Wobei die cholerische Diva (großartig: Jean Smart) sich pausenlos über die verpeilte Schreiberin von Witzen (etwas blasser: Hannah Marie Einbinder) lustig macht. „Gut zu sein ist das Minimum“, sagt sie ihr, bevor sie ihren Sonnenschirm einklappt, in den Helikopter steigt und Ava in der Wüste stehen lässt. Sogar wenn man nicht nur gut, sondern großartig ist, müsse man unfassbar hart arbeiten. Alles geben.

Man merkt schon: die Serie erzählt auch vom Generationenkonflikt. Vance ist Boomerin. Privatjet? Unbedingt. Mehrwegtassen? Wirft sie aus dem Fenster. Lesben? Das schlechteste Publikum. Und Ava ist Generation Z. Soziale Medien, Männerschuhe, freundlich verpackte Rücksichtslosigkeit. Und schnell mal ein Nacktfoto für die Angebetete, das geht auch am Arbeitsplatz. „Hacks“ trifft den Zeitgeist ziemlich exakt, porträtiert den Zusammenstoß der Kulturen mit fein abgestimmten Szenen, großartigen Charakteren, vom herzigen Manager Jimmy (Paul W. Downs, neben Jen Statsky und Lucia Aniello auch Teil des Showrunner-Trios) bis zu seiner durchgeknallten Assistentin.

Hierzulande musste man lange warten, bis die für den Streamingdienst Max (ehemals HBO Max) gefertigte Serie zu sehen war. Erst 2024 startete sie auf Netflix, vorher war sie auf RTL+ zu sehen. Dabei hatte sie schon in den vergangenen beiden Jahren wichtige Preise geholt, etwa den Emmy für Jean Smart als Beste Hauptdarstellerin und einen Golden Globe als Beste Comedy. Die Wege der Streamingdienste sind unergründlich.

Die zweite Staffel ist seit Juni auf Netflix zu sehen, und jedenfalls so gut wie die erste – wenn nicht sogar besser. Deborah Vance geht auf Tour, um ihr neues Programm, für das Ava den Ausschlag gab, zu perfektionieren. Und Ava hat nicht nur ihre Probleme rund um ein betrunken gesendetes Mail mit im Tourbus, sondern auch die Asche ihres Vaters. Eine Etappe ist übrigens auch das Bordtheater eines Kreuzfahrtschiffes. Irrtümlich aber nicht mit Schwulen an Bord (die lieben Deborah), sondern mit Lesben.

Allzu schnell ist man durch bei den acht in etwa halbstündigen Folgen der zweiten Staffel, die dritte dürfte aber nicht allzu lang auf sich warten lassen, sie läuft in den USA schon. Und eine vierte? Soll im nächsten Jahr kommen. Hoffentlich nicht mit einer ähnlichen Verspätung.

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