Neuwahlen sind ein hohes Risiko, die Gefahr einer destabilisierenden Kohabitation mit den Kreml-nahen Rechtspopulisten real: Die größte EU-Militärmacht Europas wäre dann in geopolitisch fragilen Zeiten wegen Dauerstreitereien gelähmt.
Immerhin ist es Emmanuel Macron gelungen, der triumphierenden Marine Le Pen die Show zu stehlen. Knalleffekt des EU-Votums in Frankreich war nicht der Sieg der Rechtspopulisten und das Debakel der Macron-Partei. Das war erwartet worden. Sondern die Ankündigung des Staatschefs, das Parlament aufzulösen.
Frankreich, ja, Europa, rätselt, warum Macron diese Kamikaze-Aktion wagt. Die Selbstüberschätzung des Präsidenten ist offensichtlich tatsächlich so groß, dass er glaubt, die Franzosen innerhalb von 20 Tagen zu überzeugen, doch für seine Partei zu stimmen. In einer Art Referendum für Europa.
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Und wenn sich Macron verzockt?
Macron könnte sich leicht verzocken: Er wirft Le Pen den Fehdehandschuh hin und geht das Risiko einer Kohabitation mit Rechtspopulisten ein. Ein zuvor noch nie erprobtes Experiment.
Die Kosten für die egomanische Strategie zahlen die Franzosen. Macron hätte als Reaktion auf sein Wahldebakel auch ein ambitioniertes Reformprogramm vorlegen können. Stattdessen führt er sein bereits wirtschaftlich und sozial angeschlagenes Land in noch turbulentere Zeiten, dominiert von Dauerstreits und Polarisierung.
Verliert Macron diese Wette, schwächt er Europa: Selbst wenn der Präsident den Außen- und EU-Kurs bestimmt, wird die einstige enge Kreml-Freundin Le Pen dazwischen funken, wo immer sie kann. Die wichtigste EU-Militärmacht würde in diesen geopolitisch instabilen Zeiten noch mehr mit sich selbst beschäftigt sein als bisher. Und Macron als EU-Feldherr weniger glaubwürdig.