Signa

Warum nur vergab die Hypo Vorarlberg Signa-Kredite trotz hausinternen Verbots?

Dokumente zeigen: Die Bank war sich des Signa-Risikos bewusst und finanzierte dennoch das Kaufhaus Lamarr in Wien.
Dokumente zeigen: Die Bank war sich des Signa-Risikos bewusst und finanzierte dennoch das Kaufhaus Lamarr in Wien.Fabry
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Die interne Revision des Geldinstituts warnte schon 2019 vor René Benko und Signa. Doch das ignorierte das eigene Verbot.

Die Hypo Vorarlberg war im Sog der Signa-Insolvenz in Erklärungsnot geraten. Ausfälle von 131,2 Mio. Euro werden für die Bank erwartet, die zu 77 Prozent im Eigentum des Landes steht. Insbesondere die Finanzspritze von 47,3 Mio. an die Benko-Privatstiftung bereitet Sorgen, da diese mit zehn Prozent Gesellschaftsanteil besichert wurde.

Jetzt kommt heraus: Das alles hätte nicht passieren dürfen. Denn die Bank selbst hatte das Risiko um den Immobilienkonzern und seinen Gründer René Benko längst erkannt. Das berichtet der ORF Vorarlberg aus vorliegenden Unterlagen. Demnach zeigen diese, dass die interne Revision der Bank vor Geschäftsbeziehungen mit dem Immobilientycoon warnte. Es soll sogar intern ein Verbot für weitere Großkredite an Benko und Signa ausgesprochen worden sein. Doch dieses wurden ignoriert.

Obergrenze überschritten

Der damalige Chef der internen Revision und seine Stellvertreterin hatten die Wiener Niederlassung der Hypo bereits im März 2019 geprüft. Hierbei nahm man die zwei größten Kundengruppen genauer unter die Lupe: die Familie Benko Privatstiftung inklusive Gesellschaften mit einem Obligo von 76,9 Millionen Euro und Signa Prime mit 130,1 Millionen Euro. Hinzu kamen Verbindlichkeiten der Laura Privatstiftung in der Höhe von acht Millionen Euro. Auch sie ist der Familie Benko zuzurechnen und war noch an einem weiteren Obligo über 23,7 Millionen Euro zur Hälfte beteiligt.

Für die internen Prüfer waren nicht nur die Summen zu hoch, sondern auch die gegenseitige Abhängigkeit zu groß. Somit schlugen sie in ihrem Bericht Alarm. Demzufolge „sollten keine neuen Großkredite“ mit Signa und Benko mehr eingegangen werden, „was mit der letzten Genehmigung im März 2019 allerdings gemacht wurde“, zitiert der ORF Vorarlberg. Der Kreditausschuss der Bank erteilte die Auflage, „dass die Obergrenze des gesamten Benko/Signa-Obligos erreicht ist“.

Damit hätten weitere Kredite nicht mehr vergeben werden dürfen. Doch es kam anders. Selbst zwei Jahre nach dieser Warnung 2021 beteiligte sich die Bank in einem Konsortium an dem Kaufhausprojekt Lamarr in Wien – für den Rohbau wird derzeit nach einem Käufer gesucht.

Im selben Jahr gab die Hypo Vorarlberg einem Bericht der Finanzmarktaufsicht (FMA) zufolge eine Schuldverschreibung für Signa aus. Gerechtfertigt wurde das Brechen eigener Vorschriften mit der kurzen Laufzeit. Auch hier wurden die Bedenken eines Bankmitarbeiters in den Wind geschlagen. Vergibt eine Bank ihr Geld an wenige Kunden, erhöht sich ihr Risiko. Daher sieht die FMA eine Kennzeichnungspflicht für Kundengruppen vor, die wirtschaftlich eng verflochten sind. Die Hypo hat aber Gesellschaften und Stiftungen aus dem Konglomerat nicht als „Gruppe verbundener Kunden“ geführt. Das Klumpenrisiko sei nicht ausreichend adressiert worden, kritisierte die FMA.

Neue Risikostrategie

Alle Kredite seien „gemäß der geltenden Kompetenzordnung durch die entsprechenden Gremien genehmigt“ worden, heißt es von der Bank. Während der Bilanzpräsentation im April hatte Bankboss Michel Haller von einer angepassten Risikostrategie gesprochen. So wurde inzwischen eine Höchstgrenze bei 140 Mio. Euro gesetzt, die an einzelne Kunden vergeben werden dürfen.

Das Abraten von Krediten sei als Hinweis auf die Kreditrisikostrategie zu verstehen gewesen. Wenn doch Kredite vergeben wurden, war „eine solche Ausnahme zu der Leitlinie im Kreditantrag zu kennzeichnen und durch die Gremien zu genehmigen“.

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