Pizzicato

Mister Nö

Zwischen SPÖ und SPD liegen Welten – nicht nur, weil ein Buchstabe die Parteien trennt. Wo „Mister Nö“, Olaf Scholz, zu wenig redet, spricht Hans Peter Doskozil zu viel.

Im Hanseatischen gilt das Prinzip: Ehe man zu viele Worte verliert, sagt man gar nichts. Auch wenn das so ziemlich allen Lehren der politischen Kommunikation zuwiderläuft. Also sagte Olaf Scholz – ein Hamburger durch und durch – auf die Frage, ob er die Wahlschlappe seiner SPD kommentieren wolle, schlicht und schnoddrig: „Nö.“

Was gab es schon groß zu sagen? Das Resultat, der historische Tiefstand von 13,9 Prozent bei einer nationalen Wahl, sprach ohnedies Bände. Obendrein gingen die Parteien der Berliner Ampelkoalition mit drei blauen Augen aus der Wahlnacht. Jedes Wort hätte die diffizile Konstruktion zum Einsturz bringen können. Aus dem „Nö“ sprachen Gleichmut und Gelassenheit – und der Tenor: Habe gerade keine Lust, mit euch zu schnacken, wie es im Norddeutschen heißt. Olaf Scholz ist also der „Mister Nö“ – nicht zu verwechseln mit dem Mister Niederösterreich – der deutschen Politik. Was Assoziationen weckt zu Andrej Gromyko, dem sowjetischen Außenminister, der im Westen als „Mister Njet“ berühmt-berüchtigt war.

Im Übrigen zeigt sich, dass SPD und SPÖ nicht nur ein Buchstabe trennt, sondern Welten – insbesondere zwischen Nordsee und Neusiedler See. Wo Olaf Scholz zu wenig sagte, sprach Hans Peter Doskozil zu viel. Aus Eisenstadt richtete er den Wiener Genossen „alles Gute für die Nationalratswahl“ aus, wie mit einem Mascherl hübsch in Sarkasmus verpackt. Als Subtext war indessen gemeint: Na dann, gute Nacht! Das versteht man auch in Hamburg.

E-Mails an:

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.