Die Ich-Pleite

Schlechte Nachricht für Diät-Bücher

Carolina Frank
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Durch die Abnehmpille ist Abnehmen so leicht geworden, dass bald jeder seine Traumfigur schlucken kann.

Abnehmen ist heutzutage so leicht wie eine Pille schlucken. Eine gute Nachricht für alle, die sich vor der Bikinisaison fürchten. Während man früher grausame Diäten einhalten musste – Kartoffeldiät, Eiweißdiät, Kohlsuppendiät – und dabei in jeder Hinsicht eine Zumutung für seine Umgebung war, braucht man jetzt nur mehr einen Privatarzt, der einem die Abnehmpille verschreibt. Die ist zwar eigentlich ein Medikament gegen Diabetes. Aber wenn die Patientin, der Arzt und der Apotheker gemeinsam die Augen zudrücken, verwandelt sie sich beim Über-den-Tresen-Schieben zur angeblich wirksamsten Abnehmpille, die je erfunden wurde.

Dadurch ist Abnehmen so leicht geworden, dass bald jeder seine Traumfigur schlucken kann. Eine schlechte Nachricht für Tausende von Diätbüchern, Apps und Bauch-Po-Bein-Video-Kanälen. Wer künftig bei seinem Publikum noch reüssieren will, muss vielleicht auf Dickmachtipps umsatteln. Etwa mit Gehirn-Hacking. Zum Beispiel, indem man beim Fernsehen isst oder beim Essen fernsieht. Das Geh­irn ist nämlich so abgelenkt vom Geschehen am Bildschirm, dass es vergisst, die Sättigungsmeldung an die Hände zu senden, die nicht aufhören, in die Chipspackung zu greifen.

Gut ist auch, wenn man sich selbst immer wieder vorsagt: Diesen Brownie esse ich nicht, diese Piña Collada trinke ich nicht, diese Nüsse kaufe ich nicht. Denn unser Sprachzentrum, hat neulich ein New Yorker Forscherteam ­herausgefunden, versteht ein „nicht“ nicht als „nicht“, sondern nur als „ein bisschen weniger“. So gesehen reicht es für eine fast perfekte Bikinifigur vielleicht, wenn man beim Blick in den Spiegel den Satz „Für eine perfekte Bikinifigur bin ich zu dick.“ gegen den Satz „Eine perfekte Bikini­figur habe ich nicht.“ austauscht.

DiePresse.com/ichpleite

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