Wintersemester 2023/24

Frauen studieren Geisteswissenschaften, Männer Technik

An Österreichs Unis studieren seit Jahren stets mehr Frauen als Männer. Letztere aber dominieren nach wie vor in technischen Fächern.
An Österreichs Unis studieren seit Jahren stets mehr Frauen als Männer. Letztere aber dominieren nach wie vor in technischen Fächern.Imago/Liesa Johannssen/photothek.net
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Geschlechterrollen dominierten auch im vergangenen Semester die Studienwahl. Und ohne Matura findet sich kaum wer im Hörsaal.

Drei Merkmale stechen heraus, wenn man auf die Gesamtzahl der heimischen Studierenden an den öffentlichen Universität blickt: Sie sind tendenziell weiblich, 20 bis 24 Jahre alt und kommen aus Österreich. Insgesamt studierten laut aktuellen Zahlen der Statistik Austria im Wintersemester 2023/24 in Österreich 293.165 Personen an einer Uni. Und wie diese aktuelle Zahlen aufzeigen, erfüllen sie dabei immer noch so manches Klischee – entgegen gesetzter politischer Maßnahmen, die dem entgegenwirken sollen.

Die Top fünf

Bei den präferierten Studienrichtungen, das zeigt auch eine Visualisierung der Denkfabrik Agenda Austria, dominieren die Geisteswissenschaften: 66.793 Studierende bzw. 22,8 Prozent aller Uni-Studierenden belegten im vergangenen Semester ein solches Fach.

Am zweitbeliebtesten sind Technik (52.763/18 Prozent), Na­tur­wis­sen­schaf­ten (52.240/17,8 Prozent), Sozial- und Wirtschaftswissenschaften (45.707/16 Prozent) sowie Jus (30.597/10,4 Prozent). Insgesamt wa­ren 53,8 Prozent der Studierenden Frauen.

Männliche Technik

Das aber führt nicht dazu, dass Frauen über alle Studienrichtungen hinweg dominieren. In der Technik sind nach wie vor die Männer überrepräsentiert. Konkret sind es 28 Prozent männliche Studierende, die ein technisches Fach belegen. Technik ist damit die beliebteste Fachrichtung bei Männern.

Bei den Frauen sind es nur zehn Prozent. Bei ihnen dominieren weiterhin die geisteswissenschaftlichen Fächer: Fast ein Drittel der Frauen (30 Prozent) studierten im vergangenen Semester eine Studienrichtung in diesem Bereich.

Besonders beliebt sind bei beiden Geschlechtern die Studienfächer Jus und Medizin. Bei den männlichen Studierenden sind neun Prozent für Jus inskribiert, bei den Frauen sind es elf Prozent. Medizin wiederum studieren fünf Prozent der Studenten und sechs Prozent der Studentinnen.

Die meisten sind U30

Alterstechnisch liegt der Schwerpunkt in der Alterskohorte von 20 bis zu 29 Jahren. Insgesamt befinden sich 69 Prozent der Studierenden in diesem Altersspektrum. 1,1 Prozent sind älter als 60 Jahre. 103 Studierende (0,04 Prozent) sind jünger als 18 Jahre. Welche Vorbildung diese mitbringen, ist weiterhin sehr einseitig.

Eine überwiegende Mehrheit hat eine inländische oder ausländische Reifeprüfung als Vorbildung nachzuweisen. Nur 2683 Personen studieren derzeit mittels Studienberechtigungsprüfung, weitere 7017 Per­so­nen tun das mittels Berufsreifeprüfung, 1306 mit einer Externistenprüfung.

Maßnahmen ohne Effekt?

Insgesamt aber stagniert die Zahl der Studierenden, die nicht mit einer „klassischen“ Matura in ein Studium starten. Und auch die große Ungleichheit zwischen Frauen und Männern in der Technik ist nicht neu. In beiden Fällen versucht die Politik seit Jahren, gegenzusteuern. Das Wissenschaftsministerium hat sich in der FTI-Strategie 2030 und dem „Aktionsplan MI(N)Tmachen“ zum Ziel gesetzt, den Frauenanteil bei den Absolventinnen und Absolventen technischer Studiengänge (Technik und Informatik) bis 2030 um fünf Prozent zu erhöhen. Auch Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) startete Initiativen in diese Richtung, die Mädchen schon in der Schulzeit in die Technik locken sollen. Auf Nachfrage bei Raab verweist man am Dienstag auf die Förderaufrufe mit Mint-Schwerpunkt, Schulworkshops und der Initiative des Frauenfonds „LEA – Let’s Empower Austria“. Und auch für Studierende außerhalb der Maturalaufbahn gibt es seit 2017 eine „Nationale Strategie für die soziale Dimension“, die Ex-Wissenschaftsminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) festlegte, um die Zahl der Studienanfängerinnen und -anfänger ohne Matura bis 2025 auf 5300 zu erhöhen. De facto aber gibt es bei ihnen in den vergangenen Jahren einen Rückgang. Die SPÖ sieht die Strategie deshalb als gescheitert an. Ob sie bis nach 2025 fortgeführt wird, soll eine für heuer geplante Evaluierung zeigen.

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