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Microsoft Österreich Chef: „KI ist ein zu wenig beachteter Standortfaktor“

Drei neue Rechenzentren baut Microsoft derzeit in Österreich. Für den Standort sprechen grüner Strom und stabile Politik.
Drei neue Rechenzentren baut Microsoft derzeit in Österreich. Für den Standort sprechen grüner Strom und stabile Politik.Getty Images
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Für Microsoft-Österreich-Chef Hermann Erlach gibt es in Sachen KI noch viel Potenzial zum Ausschöpfen.

Wien. „Was wäre, wenn Österreich ein führendes Land in Sachen künstlicher Intelligenz (KI) wäre?“, fragte der Microsoft-Österreich-Chef, Hermann Erlach, am Dienstag im Klub der Wirtschaftspublizisten. Eine Fra­ge, mit der er zu den Möglichkeiten von KI anstelle der Gefahren lenken möchte.

Denn in den Anwendungen stecke enormes Potenzial: So könne Österreichs Wirtschaft durch den Einsatz von KI um 18 Prozent stärker wachsen als ohne. Das habe eine Economica-Studie herausgefunden, die demnächst veröffentlicht wird. Er sieht darin einen wesentlichen Wettbewerbsvorteil. „KI ist ein zu wenig beachteter Standortfaktor“, so Erlach. Die Anwendungsbereiche sind vielfältig: Jedes Unternehmen solle die zehn „grauslichsten Prozesse“ finden, die keiner übernehmen will – das seien die perfekten Anwendungsfälle für die KI.

Gegen KI-Regulierung ist Erlach nicht, er findet aber, dass sie sich mit der Nutzung mitentwickeln müsse. Sein Vergleich: Erst gab es Autos auf der Straße und erst dann kamen Einbahnen und Stoppschilder. Gäbe es nur zwei Autos, wären die Schilder sinnlos, bei mehr Autos ergeben sie Sinn.

Auch wenn Regulierungen der Technologie immer etwas hinterherhinken, dürfen diese die Konkurrenzfähigkeit Europas nicht gefährden. Die aktuellen Vorschriften seien in Europa nämlich so intensiv, dass es selbst für einen Konzern wie Microsoft herausfordernd sei, alles einzuhalten. Ein kleines Unternehmen hätte da wenig Chancen. Gleichzeitig räumt er aber auch ein, dass die USA sehr wohl nach Europa blicken würden und gewisse Regularien übernehmen.

Drei neue Rechenzentren rund um Wien

Zudem hält der Manager wenig von der Trennung zwischen analog und digital. Vielmehr ergänze es sich: etwa wenn ein älterer Mensch durch Sprachanweisungen von zu Hause aus ein kompliziertes Formular ausfüllen könne, statt den beschwerlichen Weg aufs Amt auf sich zu nehmen. Oder wenn die Inhalte ei­ner Gemeinde-Website einfach und schnell über einen Chatbot abgefragt werden können.

Wesentlich für die KI-Anwendung sind Rechenzentren. Drei befinden sich derzeit rund um Wien in Arbeit – nur ein Beispiel für Microsoft-Investitionen in Österreich, so Erlach. Angekündigt wurde das Projekt bereits 2020. Über den exakten Ort gibt der Microsoft-Chef keine Auskunft. „Es hat etwas länger gedauert, als wir ursprünglich gedacht haben“, so Erlach. Bei der Ankündigung 2020 war von einem Start 2024 und rund einer Milliarde Euro an Investitionen die Rede gewesen.

Laut Erlach sei das erste der drei Rechenzentren bereits fertiggestellt – dort gehe es nur noch um die Ausstattung der Hardware. Ein einfacher Prozess, solche Projekte in Österreich umzusetzen, sei es nicht, für den Standort sprechen aber die viele grüne Energie, politische Stabilität, Erdbebensicherheit – und auch die starke Vernetzung von Microsoft mit Partnerunternehmen in Österreich, sagte Erlach.

Datenschutzbeschwerde

Weniger sagte Erlach über eine Beschwerde, die die Datenschützer von NOYB bei der Datenschutzbehörde eingereicht haben. Die von Aktivist Max Schrems mitbegründete Organisation NOYB wirft Microsoft vor, die Verantwortung für den Datenschutz auf Schulen abzuwälzen und Kinder heimlich zu tracken.

Dabei geht es um die Frage, ob einzelne Administratoren an den Schulen für den Datenschutz verantwortlich sein sollen oder Microsoft hier mehr Verantwortung übernehmen müsse. Derzeit laufe das Verfahren noch, eine inhaltliche Stellungnahme kündigte der Manager nach der Reaktion der Datenschutzbehörde an. Wann das sein wird, sei unklar.

Auf einen Blick

Microsoft hat seit 1991 eine Niederlassung mit rund 330 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Sie betreuen von dort aus etwa 4000 heimische Partnerunternehmen. Hermann Erlach ist seit 2015 Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Österreich und seit Mai 2021 General Manager.

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