30 Jahre EU-Referendum

Warum heute nur noch 17 Prozent der Österreicher aus der EU austreten wollen

1994 funktionierte die Große Koalition das letzte Mal. Alois Mock und Franz Vranitzky gelang ein historischer Schulterschluss für den EU-Beitritt.
1994 funktionierte die Große Koalition das letzte Mal. Alois Mock und Franz Vranitzky gelang ein historischer Schulterschluss für den EU-Beitritt.Picturedesk/Nora Schuster
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1994 waren noch 33,4 Prozent gegen einen EU-Beitritt. Die Stimmung ist allen Unkrufen aus Regierung und Opposition zum Trotz mittlerweile besser geworden.

Die Einstellung der Österreicherinnen und Österreicher zur EU ist weit besser als ihr Ruf. Das war schon vor exakt 30 Jahren so. Am 12. Juni 1994 votierten 66,6 Prozent für den EU-Beitritt. Es war das beste Ergebnis unter allen damaligen Beitrittskandidaten und eine Überraschung für die eigene Regierung. Finnland stimmte mit 56,6 Prozent zu, Schweden mit lediglich knappen 52,3 Prozent und Norwegens Bevölkerung lehnte mit nur 47,8 Prozent Zustimmung den Beitritt sogar ab. Der damalige Kraftakt von Bundeskanzler Franz Vranitzky (SPÖ) und Außenminister Alois Mock (ÖVP) für einen Beitritt gelang besser als erwartet. Es war gleichzeitig der Höhepunkt der Großen Koalition, in der danach nie wieder ein derartiger Teamgeist entstand.

Und auch heute, da sich von ÖVP-Bundeskanzler Karl Nehammer bis zum FPÖ-Vorsitzenden Herbert Kickl viele mit den vermeintlichen Schwächen der EU zu profilieren versuchen, ist die Stimmung in der Bevölkerung weit besser als angenommen. 76 Prozent treten laut einer jüngsten Umfrage der Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) mittlerweile für einen Verbleib in der EU ein, lediglich 17 Prozent sind für einen Austritt. Dass die Umfrage einen Tag nach der EU-Wahl durchgeführt wurde, belegt, dass eine Ablehnung der EU auch nicht das Hauptmotiv für das diesmal starke Ergebnis der europakritischen FPÖ war. „Die EU-Wahl war für etliche ein Ventil, Dampf abzulassen, Frust und Kritik zu äußern. Besonders die Themen Sicherheit, Asyl und Migration und Teuerung machen Sorgen, was sich nicht zuletzt in einem Stimmungszuwachs für Parteien des rechten politischen Spektrums widerspiegelt“, analysiert ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt. „Trotzdem steht für eine große Mehrheit der Bevölkerung außer Frage, dass man diese Herausforderungen am besten gut abgestimmt und gemeinsam angehen muss – nicht alleine.“

Für die Umfrage wurden österreichweit 775 Personen befragt. Die statistische Schwankungsbreite bei diesem Sample beträgt 3,59 Prozent.

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