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Auf der Suche nach der geheimnisvollen österreichischen Malerin Erika Giovanna Klien

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Ein Forscherteam arbeitet an einem Film über die Malerin. „Looking for Erika“ soll ihr ereignisreiches Leben nachzeichnen, das geprägt war von Kunst, Liebe und Einsamkeit.

Es soll ein Thriller werden. Der Lebensweg von Erika Giovanna Klien (1900 geboren in Trentino) wird also wohl auch ein wenig gruselig nachgezeichnet. Sie gilt als Leitfigur des Wiener Kinetismus, war zwischenzeitlich aber lange vergessen, bevor sie in den späten 60er-Jahren wiederentdeckt wurde. Nun will ihr ein italienisch-österreichisches Forscherteam Tribut zollen. Man arbeitet an einem mit dem provisorischen Titel „Looking for Erika“.

Ein Trailer des Films wurde am Dienstag von der Trentiner Regisseurin Elena Goatelli im Österreichischen Kulturforum in Rom vorgestellt. Produzieren wird den Streifen die italienische Produktionsgesellschaft Filmwork, sie ist auf die Produktion von Dokumentarfilmen zum Thema Kunst spezialisiert. Er basiert auf Studien der von Stefano Franchini am „Istituto Italiano di Studi Germanici“ (IISG) in Rom koordinierten Forschungsgruppe. Seit 2023 arbeitet das Team arbeitet an einer umfangreichen dokumentarischen Monografie zum Leben Kliens. Sie wird in italienischer Sprache erscheinen. Im Rahmen des Projekts werden Forschungen mit der Universität für angewandte Kunst in Wien und Interviews mit Expertinnen und Experten des Wiener Kinetismus durchgeführt.

Tochter eines Bahnhofvorstehers

Beleuchtet wird das ereignisreiche Leben der Künstlerin, die am 12. April 1900 als Tochter eines Bahnhofsvorstehers im damals zur österreichischen Monarchie gehörenden Borgo Valsugana im Trentino zur Welt kam. Von 1919 bis 1924 studierte sie an der Wiener Kunstgewerbeschule bei Franz Cizek Ornamentale Formenlehre. Unter Cizeks Leitung beschäftigte sich Klien mit Architekturstudien, wobei sie insbesondere Einflüsse der zeitgenössischen Avantgardekunst umsetzte, und schloss ihre Ausbildung als Kunstpädagogin ab.

Sie bezog ein Atelier in Purkersdorf und arbeitete als Grafikerin. Nach einem Probejahr als Kunstlehrerin an der Elizabeth Duncan School in Klessheim setzte sie die Lehrtätigkeit von 1926 bis 1929 fort. Dabei entwickelte sie ein pädagogisches System, das in Freiheit das Talent der Schüler fördern wollte. Als Hauptvertreterin des Wiener Kinetismus befasste sich Klien zeit ihres Lebens mit der Bewegung der menschlichen Figur – ausgehend vom Tanztheater. Ihre Arbeiten sind in zahlreichen Museen im In- und Ausland vertreten.

Ihren Sohn musste sie bei Pflegeeltern lassen

Kliens Leben wurde 1928 von einem schweren Schicksalsschlag erschüttert. In diesem Jahr brachte sie einen unehelichen Sohn zur Welt, den sie zwar anerkannte aber bei Pflegeeltern lassen musste, um für ihren Unterhalt aufzukommen. Der Sohn, Walter Klien, wurde später ein bekannter Pianist.

Sie übersiedelte in die Vereinigten Staaten, wo ihre Schwester bereits als Ophthalmologin in Chicago arbeitete. 1938 wurde die Künstlerin US-Staatsbürgerin und unterrichtete an bedeutenden Kunstschulen in New York. Mit Reklameentwürfen bestritt sie ihren Lebensunterhalt. Ihre letzten Lebensjahre waren von finanziellen und gesundheitlichen Problemen geplagt. 1957 verstarb die Künstlerin in Einsamkeit an einem Herzinfarkt in New York.

Sie hätte mehr Bedeutung verdient

Sowohl Regisseurin Goatelli, als auch Forscher Franchini stammen aus Borgo Valsugana, der Trentiner Gemeinde, in der Klien zur Welt kam. „Seit 2021 haben wir begonnen, uns im Rahmen dieses Forschungsprojekts mit Kliens faszinierendem Leben zu befassen, das von Kunst, Liebe und Einsamkeit geprägt war. Mit unserer Arbeit hoffen wir, Interesse für die ereignisreiche Biografie Kliens zu wecken, die als Frau in einer von Männern dominierten Künstlerszene nicht die Bedeutung errungen hat, die sie aufgrund ihres unbestreitbaren Talents verdient hätte“, sagte Goatelli.

Im Rahmen der Forschungsarbeit und dank der Zusammenarbeit mit der Sammlung Pabst Wien wurden viele bisher unveröffentlichte Dokumente über das Leben Kliens gesammelt, unter anderem Briefe an die Mutter und an die Schwester. Recherchiert wurde auch über die Beziehung zu dem 1991 verstorbenen Sohn Walter Klien, der als Pianist berühmt wurde und mit dem die Künstlerin nach seinem 18. Lebensjahr nur noch sporadischen brieflichen Kontakt hatte. (APA)

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