Tod mit 80 Jahren

Françoise Hardy: Sie war Frankreichs Weltstar der „Swinging Sixties“

Bob Dylan, die Beatles und Mick Jagger waren hingerissen von ihr, auch auf Deutsch erschienen viele ihrer Lieder: Françoise Hardy in einer deutschen TV-Show der 1970er.
Bob Dylan, die Beatles und Mick Jagger waren hingerissen von ihr, auch auf Deutsch erschienen viele ihrer Lieder: Françoise Hardy in einer deutschen TV-Show der 1970er.Imago
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Mit 18 war die introvertierte Französin über Nacht berühmt, bezauberte mit sanft-melancholischen Liedern wie „Comment te dire adieu“ und ihrer Schönheit das internationale Publikum, Popstars und Modeschöpfer.

Mick Jagger nannte sie einmal die schönste Frau der Welt, die Beatles und die Stones waren hingerissen von ihr, und als Bob Dylan 1966 in Paris ein Konzert gab, verkündete er dem Publikum vor der Pause, er käme nur zurück, wenn die anwesende Françoise Hardy ihn in seiner Garderobe besuchte. Vier Jahre war es da erst her, dass die frischgebackene Maturantin mit ihrem selbst geschriebenen Lied „Tous les garçons et les filles“ praktisch über Nacht in ihrem Land zum Star der „Yéyés“ wurde; so wurde die stark von den angloamerikanischen Strömungen beeinflusste Musik der Jungen in den 1960er-Jahren in Frankreich gern genannt.

Singend auf einer Schiffschaukel, im Ruderboot, mit der Gitarre in der Hand oder mit ihren weichen, vollen Gesichtszügen unter dem Pony-Haarschnitt ernst und sinnlich in die Kamera blickend: Françoise Hardy verströmte in ihren frühen Jahren die Sanftheit der „Swinging Sixties“, eine ruhig fließende, introvertierte Melancholie, eine wehmütige Ergebenheit; höchstens ab und zu kam in ihren Liedern ein Windhauch von Aufmüpfigkeit auf. „Comment te dire adieu“ hieß eines ihrer bekanntesten frühen Lieder. Um Abschied, um das Vergehende ging es von Anfang an in ihrer Musik.

Populär von Japan bis in die USA

Diese wurde auch in Windeseile international beliebt, von Japan bis in die USA – und mit ihr Françoise Hardy als Stilvorbild, der Modeschöpfer wie Yves Saint Laurent und Paco Rabanne Kleider auf den Leib schneiderten. 1966 wählten Leser der deutschen Jugendzeitschrift „Bravo“ Hardy zur zweitbeliebtesten Sängerin. „Frag’ den Abendwind“, „Wenn dieses Lied erklingt“, „Ein Fenster wird hell“ – so hießen einige ihrer vielen deutschsprachigen Songs. Ab 1967 war sie mit dem Schauspieler Jacques Dutronc liiert, den sie trotz Trennung in den 1990ern als den Mann ihres Lebens betrachtete.

Später blickte Françoise Hardy geringschätzig auf ihr frühes Œuvre zurück. Dafür hielt sie zum Beispiel „message personnel“, Titellied ihres Albums von 1973, für einen ihrer besten Songs. Sie verband Schlager und Pop, schrieb immer häufiger ihre Songs selbst und wurde eine der wichtigsten Singer-Songwriterinnen ihres Landes. „J’écoute de la musique saoule“ , „La sieste. „Je suis moi“ zählen zu den bekanntesten Liedern dieser Zeit.

Für die Legalisierung der Sterbehilfe

Obwohl die Sängerin wegen ihres Lampenfiebers immer seltener große Auftritte absolvierte, blieb sie in Frankreich bis in die 1980er-Jahre populär. Seit 2004 kämpfte sie mit Krebserkrankungen, die Musik trat in den Hintergrund, dafür schrieb sie Bücher, etwa ihre sehr erfolgreichen Memoiren „Le Désespoir des singes . . . et autres bagatelles“ („Die Verzweiflung der Affen . . . und andere Bagatellen“, 2008). Hardy setzte sich auch beharrlich für die Legalisierung der aktiven Sterbehilfe ein. 2023 forderte sie den französischen Präsidenten Emmanuel Macron auf, die Tötung auf Verlangen zu legalisieren.

Am Dienstag ist Françoise Hardy im Alter von 80 Jahren verstorben. (sim)

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