Gradmesser

Wird das die nachhaltigste EM aller Zeiten?

Die Fans sollen mit den Öffis ins Stadion (hier in Frankfurt) kommen. Und die Fußballer?
Die Fans sollen mit den Öffis ins Stadion (hier in Frankfurt) kommen. Und die Fußballer?APA / AFP / Kirill Kudryavtsev
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Die UEFA schwingt große Töne. Jetzt müssten nur noch die Fußballstars mitmachen.

Eine Verpackung, die ein bisschen brauner und „recycelter“ aussieht, eine Jeans mit fünf Prozent Bio-Baumwolle, die Menükarte eines Events, auf der auch Tofu steht: Es ist immer wieder erstaunlich, mit welcher Dreistigkeit manche Produkte oder Veranstaltungen mit dem Label „nachhaltig“ geschmückt werden. Zuweilen reicht scheinbar ein aufgedrucktes grünes Blatt, schon können sich die Verantwortlichen als Weltretter auf die Schulter klopfen.

Man verstehe deshalb meine Skepsis ob des Vorhabens, die heurige Fußball-Europameisterschaft der Männer zur „nachhaltigsten EM aller Zeiten“ zu machen. Klingt super, aber glaubt das wirklich noch jemand? Zumal die Weltmeisterschaft in Katar das selbst gesteckte Ziel der Klimaneutralität laut Carbon Market Watch um 1,6 Millionen Tonnen CO2 verfehlte – welche man vergaß, ebenfalls mit Zertifikaten zu kompensieren.

Tatsächlich sind UEFA und Deutschland mit etwas mehr Ernsthaftigkeit dahinter. Kostenloses Trinkwasser, mit Ökostrom betriebene Fanzonen, kostenlose Leihräder und Mehrweggeschirr sind nur ein paar der 100 Maßnahmen, die die zehn Austragungsstädte vorgestellt haben. Unvermeidbare Emissionen fließen in einen Klimafonds, mit dem Amateurvereine Dinge wie Photovoltaikanlagen oder LED-Flutlicht anschaffen können. Um die Emissionen durch die An- und Abreise der Fans und Teams zu reduzieren – das allein ist für 70 Prozent des CO2-Ausstoßes der EM verantwortlich – hat man die Spiele der Gruppenphase in drei geographische Bereiche geteilt. Zusätzlich gibt es vergünstigte Bahntickets für die Fans.

Aber genau diese Fans sind dann vielleicht auch nur so gut wie ihre Fußballstars – die es mit ihrer Vorbildwirkung nicht ganz so ernst nehmen: Bloß die Nationalmannschaften von Deutschland und der Schweiz haben sich verpflichtet, während der Gruppenphase nicht zu fliegen.

Hoch wird man die Nachhaltigkeits-Meisterschaft so nicht mehr gewinnen.

E-Mail: teresa.wirth@diepresse.com

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