Rom

Das große Treffen der Komiker im Vatikan

Roberto Benigni (Vordergrund) trieb kürzlich vor dem Petersdom Späße mit Papst Franziskus.
Roberto Benigni (Vordergrund) trieb kürzlich vor dem Petersdom Späße mit Papst Franziskus.Imago / Evandro Inetti
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Mehr als 100 Comedians und Humorkünstler aus 15 Ländern treffen am Freitag auf Einladung des Papstes aufeinander. Es gehe um „Frieden, Liebe und Solidarität“, heißt es. Franziskus möchte die Kirche offenbar weiter und auch im nicht-ernsten Bereich öffnen.

Rom/Vatikanstadt. Irgendwie kommen einem da Umberto Ecos Buch „Der Name der Rose“ und der gleichnamige Film von Jean-Jacques Annaud (1986) in den Sinn, wo der greise, blinde und überaus humorlose Mönche Jorge de Burgos in einer mittelalterlichen Klosterbibliothek in Italien die Existenz eines Buches von Aristoteles über die Komödie verbirgt und deswegen auch tötet – schließlich sei Humor, sei das Lachen gefährlich, es sei widernatürlich und gegen den Glauben, Jesus habe nie gelacht. Und dürfe man denn etwa über Gott lachen?

Und nun das: 105 Künstler aus dem Feld des Humors aus 15 Ländern sollen den Vatikan diesen Freitag quasi zu einer Hochburg von Scherz und Humor machen – und mit ihren Späßen vielleicht sogar den Papst vom (Heiligen) Stuhl hauen, wie die Kathpress am Mittwoch berichtete. Schließlich bete Franziskus laut Vatikanangaben täglich: „Herr, schenk mir Sinn für Humor.“

Von Whoopi Goldberg bis Michael Mittermeier...

Allein aus den USA sind komödiantische Größen wie die Schauspielerin Whoopi Goldberg, die Moderatoren und Comedians Stephen Colbert, Jimmy Fallon und Chris Rock dabei. Aus dem deutschsprachigen Raum haben Torsten Sträter, Annette Frier, Meltem Kaptan, Michael Mittermeier und Till Reiners sowie die Schweizerin Hazel Brugger zugesagt.

Auch Whoopi Goldberg ist unter den Gästen.
Auch Whoopi Goldberg ist unter den Gästen.Imago / John Angelillo

Mit 67 Anwesenden ist Italien am stärksten vertreten. Aber es kommen auch Spaßvögel aus Frankreich, Irland, Polen, Portugal, England, Spanien, aus Argentinien, Brasilien, Kolumbien, Mexiko und sogar aus dem fernen Osttimor.

... aber offenbar niemand aus Österreich

Aus Österreich hingegen kommt offenbar niemand. Schade. Man würde sich doch etwa auf Stermann und Grissemann, Gunkel, Robert Palfrader oder Lisa Eckhart freuen.

Warum holt sich der Papst all die Schauspieler, Cartoonisten, Comedians, Moderatoren und Komiker ins Haus, von denen viele eher mit beißender Kirchenkritik als mit frommen Tönen auffallen? Möglicherweise will sich der Vatikan mit dem von den Behörden für Kultur und Bildung sowie für Kommunikation organisierten Treffen weiter gegenüber Kunst, Medien und Gesellschaft öffnen – ähnlich wie mit der aufsehenerregenden Performance des Vatikans bei der Biennale in Venedig.

Ziel des Treffens mit den Humor-Stars sei es, die Schönheit der menschlichen Vielfalt zu feiern und eine Botschaft von Frieden, Liebe und Solidarität zu verbreiten, ließ der Vatikan wissen. Man hoffe auf Momente des interkulturellen Dialogs, von Freude und Hoffnung, hieß es.

Der prügelnde Kaplan in der Klosterschule

Dafür ist etwa Torsten Sträter (57) immer zu haben. Der Mann mit der Mütze, von Haus aus evangelischer Christ, wird direkt von einem Mazedonien-Besuch anreisen, wo er als Botschafter für die Hilfsorganisation SOS-Kinderdörfer im Einsatz ist, wie sein Management auf Anfrage mitteilte. Michael Mittermeier (58) kommt zwar aus dem überwiegend katholischen Bayern, hat jedoch viel Kritisches über die Kirche zu erzählen. Beispiel: Der prügelnde Kaplan in seiner Klosterschule, der anschließend immer gesagt habe: „Das hat mir mehr weh getan als dir, mein Sohn.“

Den Termin beim Papst samt Teilnehmerliste kündigt Mittermeier auf Instagram mit den Worten „Kaum zu glauben!“ an. Auf den Kommentar eines Nutzers, ob sich „alle Comedians bei der Kirche für mehrere Jahrhunderte Realsatire bedanken“ werden, schreibt er: „Bestimmt.“

Comedienne Hazel Brugger (30), die als „Königin der komischen Schlagfertigkeit“ erst kürzlich mit dem Deutschen Kleinkunstpreis geehrt wurde, wirbt für das Date beim Papst: „Das lassen wir uns nicht entgehen“, sagten sie und ihr Mann Thomas Spitzer auf ihrem gemeinsamen Podcast. Ob sie ihre beiden kleinen Töchter mitbringen, ließen sie offen.

Franziskus scherzt gern, tritt bisweilen ins Fettnäpfchen

Umso spannender, was sie alle dem Papst aus Argentinien am Freitag erzählen, und umgekehrt. Franziskus scherzt und lacht recht oft, manche Sprüche und Sager kommen allerdings bisweilen nicht so gut an, insbesondere im PC-Milieu. Erst Ende Mai hatte er beim Weltkindertag den großen italienischen Komiker und Oscar-Preisträger Roberto Benigni („Das Leben ist schön“) eingeladen. Dieser las dem Papst auf den Stufen des Petersdoms liebevoll die Leviten, wie ein guter Hofnarr. Dabei forderte er, doch endlich den Stuhl Petri einer Frau zu überlassen. „Davon würde man sogar auf dem Mond sprechen!“, rief Benigni unter Beifall auf dem Petersplatz.

Der Papst nahm das gelassen. Schließlich, so eines seiner Zitate, seien Christen am Humor zu erkennen, ohne dabei den Realismus zu verlieren.

Nach der Humor-Audienz wird Franziskus am Freitag per Helikopter zum G7-Gipfel nach Apulien reisen. Dort soll er über Künstliche Intelligenz sprechen und einige Staatschefs treffen. Seinen Spaß hat er ja schon am Morgen gehabt. (APA; red.)

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