Archäologie

Farbe aus Purpurschnecke: Salzburger Forschende fanden 3600 Jahre alte Werkstatt

Seit 1966 betreibt der damals neu eingerichtete Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Uni Salzburg seine Grabungen auf dem Kap Kolonna.
Seit 1966 betreibt der damals neu eingerichtete Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Uni Salzburg seine Grabungen auf dem Kap Kolonna.Uni Salzburg
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Das kostbare Violett wurde in einem zeitaufwendigen und geruchsintensiven Verfahren aus den Drüsen der Stumpfen Stachelschnecke gewonnen.

Auf der kleinen griechischen Insel Ägina wurden schon vor rund 3600 Jahren Pigmente zum Färben von Kleidung aus Purpurschnecken gewonnen. Diese Entdeckung machten Salzburger Archäologinnen und Archäologen im Rahmen ihrer traditionellen Grabungen in einer einstigen Siedlung mit wechselvoller Geschichte. Der Nachweis der Werkstatt zur Farbstoffgewinnung zeige, wie wichtig der auf einer Landzunge gelegene Ort „Ägina Kolonna“ mit seinen frühen Verbindungen nach Kreta einmal war.

Ägina liegt im Saronischen Golf zwischen Athen und der östlichen Spitze der Peloponnes. Besiedelt ist die strategisch günstig gelegene, rund 88 Quadratkilometer große Insel schon seit der Jungsteinzeit. Seit 1966 betreibt der damals neu eingerichtete Lehrstuhl für Klassische Archäologie der Uni Salzburg seine Grabungen auf dem Kap Kolonna, wo heute noch die namengebende aufrechtstehende Säule des einstigen Apollontempels zu sehen ist, wie die Erstautorin der im Fachmagazin Plos One vorgestellten Arbeit, Lydia Berger von der Uni Salzburg, erklärt.

Keramiken wurden bis nach Sizilien und Kleinasien weiterverbreitet

Vor allem in der mittleren Bronzezeit – also der ersten Hälfte des zweiten Jahrtausends vor Christus – erlebte der Ort eine regelrechte „Blütezeit“, so die Archäologin. Damals wuchs die dicht besiedelte Stadt und wurde stark befestigt. Zu jener Zeit konnten die Bewohnerinnen und Bewohner die gute Lage der Insel offenbar sehr zu ihrem Vorteil nutzen. „Ägina hat auch sehr starke Verbindungen zum minoischen Kreta mit seiner schon damals bestehenden Palastkultur gehabt“, sagte Berger. So fand man keramische Produkte von der kleinen Insel weitverbreitet von der Peloponnes und dem griechischen Festland bis nach Kleinasien und Sizilien.

Die nun vorgestellten Funde, die aus der beginnenden Spätbronzezeit datieren, machte das Salzburger Team im Jahr 2017, erklärte Berger. Aus Kreta kannte man bereits sehr frühe Produktionsstätten aus dem frühen zweiten Jahrtausend v. Chr., in denen die begehrte Purpurfarbe hergestellt wurde. Die nun viel weiter nördliche gefundene Werkstätte wurde etwa vierhundert Jahre später betrieben. „Die Technologie wurde vermutlich bereits einige Zeit früher mit vielen anderen minoischen Importen und Errungenschaften von Kreta übernommen“, so Berger.

Farbreste mit fischigem Geruch

Gewonnen wurde die kostbare violette Farbe in einem zeitaufwendigen und geruchsintensiven Verfahren auf Ägina vor allem aus den Drüsen der Stumpfen Stachelschnecke (Hexaplex trunculus), wie Schneckenschalen belegen, die in einer von den Archäologinnen und Archäologen freigelegten Abfallgrube entdeckt wurden. Ein Highlight der Funde sind neben Werkzeugen jedoch Keramikgefäße, auf deren Innenseite Studierende noch Farbreste mit fischigem Geruch gefunden haben, die von Wiener Forschenden weiter analysiert werden konnten. Demnach war die Farbe „von einer Qualität, mir der man heute immer noch färben könnte“.

Im bronzezeitlichen Ägina „gab es sicher keine industrielle Produktion, wie man sie später aus hellenistisch-römischer Zeit kennt“, erklärte Berger. Trotz des Gestanks befand sich die kleine Werkstätte aber mehr oder weniger mitten in der Siedlung: „Es war tatsächlich keine Färberwerkstätte, sondern eine Purpurfarbproduktion.“

Ferkel und Lämmer vermutlich im Rahmen von Ritualen geopfert

Außerdem fanden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler dort verkohlte Knochen von Ferkeln und Lämmern. Die Tiere wurden aber offenbar nicht gegessen, sondern dürften im Rahmen von Ritualen im Ganzen geopfert worden sein. Auch wenn die Forschenden diese Funde nicht direkt mit der Werkstätte in Verbindung bringen können, wären derartige Opferrituale als Bitte um göttlichen Schutz für besondere Tätigkeiten und Aktivitäten denkbar und würden in Verbindung mit der Farbproduktion deren Bedeutung unterstreichen.

Für das Team gibt es auf Ägina noch einiges zu entdecken, zeigte sich Berger überzeugt. Die Grabungsstätte müsse man aber ebenso auch aufwendig vor dem drohenden Verfall bewahren. Das Ziel aus wissenschaftlicher Sicht sei, die sich oft ändernden Nutzungen des Ortes – aus der Siedlung wurde zum Beispiel später ein Bestattungsort, dann ein Heiligtum und später wieder eine Siedlung – künftig besser zu verstehen. (APA)

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