EU-Parlament

Karas: „Populisten den Teppich unter den Füßen wegziehen“

Othmar Karas (ÖVP) beim Eintreffen im Wahlzentrum im Haus der EU am Sonntag, 09. Juni 2024, in Wien.
Othmar Karas (ÖVP) beim Eintreffen im Wahlzentrum im Haus der EU am Sonntag, 09. Juni 2024, in Wien.APA / Georg Hochmuth
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Der scheidender Vizepräsident des Europaparlaments mahnt die künftigen EU-Parlamentarier, „die Zusammenarbeit in der Mitte wieder zu stärken“.

Bei einem Empfang im österreichischen Parlament anlässlich seiner 25 Jahre im Europäischen Parlament am Mittwochabend hat Othmar Karas (ÖVP), scheidender Erster Vizepräsident des Europaparlaments, gefordert, „die Zusammenarbeit in der Mitte wieder zu stärken“. Nur der Mut und die Überzeugung, „dass wir die Probleme unserer Zeit meistern können, wird verloren gegangenes Vertrauen in die Politik, die Politiker und in die Institutionen zurückgewinnen“, zeigt er sich überzeugt. Und: „Nur die Lösung durch Zusammenarbeit wird den Extremen und Populisten den Teppich unter den Füßen wegziehen“, mahnte Karas unter Beifall von über hundert Gästen und Mitstreitern aus Politik, Wirtschaft, Kultur, Kirche und Medien.

In Erinnerung an den 12. Juni 1994, an dem zwei Drittel der Österreicher für den EU-Beitritt gestimmt hatten, sagte Karas: „Besinnen wir uns wieder auf diese Kraft, die uns so stark gemacht hat.“ Derzeit habe er das Gefühl, dass in Österreich Politik nur mit 70 Prozent Einsatz gemacht werde. „Wir müssen probieren, bei Politik und Europa wieder mit 100 Prozent zu fahren und zeigen, was alles in uns steckt.“

Kern erinnert sich an Karas‘ Zeit in der JVP

Bei einer Debatte erzählten drei prominente Gäste von ihren persönlichen Erfahrungen mit Karas. Der frühere SPÖ-Kanzler Christian Kern erinnerte an einen Auftritt von Karas als Chef der Jungen ÖVP an seiner Schule 1983. Karas habe „besonnen, ruhig und vorwärtsgewandt argumentiert“, was Kern sehr beeindruckt habe, „auch wenn ich damals die Junge ÖVP nicht für die steilste Organisation gehalten habe.“ Als Kontrast dazu erwähnte Kern den späteren Auftritt von Sebastian Kurz als JVP-Obmann mit einem schwarzen Geländewagen und leicht bekleideten Frauen.

Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger erinnerte an ihre Zeit als junge Mitarbeiterin im Büro von Karas, der ein „toller Chef“ gewesen sei, von dem sie viel gelernt habe. Der frühere Chef der Erste Bank, Andreas Treichl, lobte Karas für seinen Einsatz für viele, wichtige EU-Regelungen im Finanzsektor und seine zielstrebige, parteiübergreifende Arbeit im EU-Parlament. Treichl klagte, dass die EU das letzte Mal 1995 mit Österreich, Schweden und Finnland reichere Länder aufgenommen habe. Er schlug vor, dass neue Gespräche mit Norwegen und der Schweiz über einen EU-Beitritt aufgenommen werden sollten.

Nationalratspräsident Wolfgang Sobotka (ÖVP) würdigte Karas auch für seine Arbeit als damals jüngster Abgeordneter ab 1989 im Nationalrat. Karas habe das „freie Mandat“ stets voll genutzt, was der Parteispitze nicht immer gefallen habe.

Lob per Video

In kurzen Videobotschaften lobten Politiker aus unterschiedlichen Parteien die Arbeit von Karas. Dieser habe sich für Europa leidenschaftlich eingesetzt, „und für ein Europa, das die Träume der jungen Europäerinnen und Europäer Wirklichkeit werden lässt“, so EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Bundespräsident Alexander van der Bellen lobte Karas dafür, „dass er seine Überzeugung nie an den Zeitgeist angepasst“ habe. Die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, hob hervor, dass Karas „demokratische Werte wie Menschenrechte und Solidarität in der EU in schwierigen Zeiten und Situationen immer verteidigt“ habe.

Karas lobte in einer Dankesrede seine Frau Christa, die trotz seiner vielen berufsbedingten Abwesenheiten immer treu zu ihm gehalten habe. Sehr emotional wurde Karas dann, als er sich bei seinem Sohn Gabriel für dessen langjährige Unterstützung bedankte und sich auch entschuldigte. Sein Sohn habe ihm zuletzt viel Zeit und Aufmerksamkeit geschenkt, was er als Vater wegen seiner Verpflichtungen früher nicht habe tun können. (APA)

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