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„Das Gesundheitssystem funktioniert nur auf Vertrauensbasis“

Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Graz und der Universität für Weiterbildung Krems sowie Leiter des Instituts für Strategieanalysen (ISA) in Wien.
Peter Filzmaier ist Professor für Politikwissenschaft an der Universität Graz und der Universität für Weiterbildung Krems sowie Leiter des Instituts für Strategieanalysen (ISA) in Wien.Ben Kaulfus
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Kommunikation. Peter Filzmaier appelliert, Negativkampagnen zu vermeiden, und lieber am gegenseitigen Vertrauen zu arbeiten.

Für den Politikwissenschaftler Peter Filzmaier ist es klar: „Ein Gesundheitssystem kann nicht funktionieren, wenn es auf Misstrauen basiert.“ Zu wichtig sind die Beziehungsverflechtungen zwischen Ärzten, Patienten, Kassen, Krankenhausverwaltungspersonal, Pflegern und Politikern, als dass man auf den essenziellen Baustein des Vertrauens verzichten könnte.

Keine Ängste schüren

Vertrauensvoll zu kommunizieren ist laut Filzmaier gerade im Gesundheitswesen eine Conditio sine qua non. Dass hier in den vergangenen Jahren nicht alles wunschgemäß gelaufen ist, sei nicht von der Hand zu weisen: „Nehmen wir das Beispiel des Impfthemas im Zuge der Pandemie. Zu oft war bei Verantwortungsträgern und Vermittlern eine furchterregende persuasive Kommunikation das Mittel der Wahl. Dabei ist bekannt: Das wirkt nicht. Menschen halten Furcht und Angst nur bis zu einem gewissen Grad aus. Wird das Maß überschritten, verweigern sie die Kommunikation.“

Negativ wirkt zerstörend

Gefordert sind vielmehr Sachargumente, die von Experten nicht im Zickzackkurs, sondern mit einer One-Voice-Policy ins Volk gebracht werden müssen: „Es geht darum, mit einem Höchstmaß an Transparenz evidenzbasierte Zahlen vorzulegen und positive Ziele vorzugeben.“ Die permanente Erzählung von Negativgeschichten und die mangelnde Kommunikation positiver Fallbeispiele zerstöre das Vertrauen, das insbesondere in Krisenzeiten eminent wichtig ist.

„Negativkampagnen müssen vermieden werden. Wenn Akteure negative Stimmung gegen Menschen und Institutionen aus der gleichen Branche machen, erweisen sie auch sich selbst keinen guten Dienst. Da sind sich die meisten Kommunikationswissenschaftler einig. Wenn Veränderungen Angst machen, braucht es die positive Vermittlung von Vertrauen und ­Sicherheit.“

Filzmaier verweist in diesem Zusammenhang auf verschiedene Studien aus dem Politikbereich, wonach Negativkampagnen zwar eine höhere Wahrnehmung und Erinnerung bringen, gleichzeitig aber auch die Gefahr bergen, dass „der Schmutz, mit dem man geworfen hat, auch einem selbst trifft“. Der Politologe nimmt bei diesem Thema auch die Medien in die Pflicht: „Es ist auffällig, wie wenig im Gesundheitsbereich inhaltlich kommuniziert wird und wie sehr gerade in letzter Zeit negative Schlagzeilen die Medienlandschaft beherrschen.“ Das garantiere zwar Aufmerksamkeit, höhle aber auf Dauer das System aus.

Stärkung des Vertrauens

„Geht das Vertrauen verloren, gerät von der guten Behandlung der Patienten bis zur Akzeptanz der Gesundheitseinrichtungen alles ins Wanken“, ist der Professor für Politikwissenschaft und Leiter des Instituts für Strategieanalysen (ISA) überzeugt. Als effektive „Behandlung“ für das heimische Gesundheitssystem empfiehlt Filzmaier allen Beteiligten, an der Wiederherstellung des Vertrauens zueinander zu arbeiten. Das trage beim öffentlichen Gut Gesundheit, bei dem nicht zu befürchten ist, dass man sich gegenseitig etwas wegnimmt, langfristig Früchte.


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