Nächstenliebe

Der Regenbogen dort, Blau-Gelb der Ukraine da: So politisch ist die EM

Münchens EM-Stadion leuchtet, aktuell nur an Tagen ohne Fußball.
Münchens EM-Stadion leuchtet, aktuell nur an Tagen ohne Fußball.AFP
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Wie politisch ist der Fußball, kann sich die EM vor Menschenrechtsfragen und russischem Angriffskrieg verstecken? Die Haltung der Uefa ist strikt.

Die Erinnerung daran ist noch frisch. Leon Goretzka formte im Sturm des aufgebrachten ungarischen Blocks mit seinen Händen ein Herz. Es war eine kleine Geste im politisch hochgradig aufgeladenen EM-Spiel 2021 vor drei Jahren in der Münchner Arena, in der am Freitag die EM 2024 eröffnet wird. Und doch, sie blieb als großartig in Erinnerung. Denn dem Deutschen gelang mit seinem Torjubel ein Zeichen, das ­Haltung und Zusammenhalt im Kampf gegen Homophobie dokumentiert.

Vorausgegangen waren im Sommer 2021 tagelange Debatten über die letztlich verbotene Regenbogenbeleuchtung des Stadions als Protest gegen ein als homophob eingestuftes Gesetz in Ungarn. Auf „Verbot“ der Uefa, die zur Wahrung ihrer Geschäfte keine Geldgeber vergraulen will, blieben weitere Gesten aus. Die Europäische Fußball-Union hatte alles rein mit dem politischen Hintergrund des Beleuchtungsantrags begründet. Umgekehrt würde man sich ja auch nicht, so Uefa-Präsident Aleksander Čeferin, „in politische Fragen einmischen“. Womit seitens des slowenischen Anwalts alles gesagt war.

Orbán auf Besuch

Zu trennen sind Fußball und Politik aber längst nicht mehr. Auf den Tribünen der EM-Stadien sitzen Volksvertreter in Scharen, besser in deren VIP-Logen. Mit Spannung wird das Spiel Deutschlands gegen Ungarn erwartet, für 23. Juni hat sich auch Viktor Orbán in Stuttgart angekündigt. Die DFB-Auswahl spielt dann im pinkfarbenen Auswärtstrikot. Leuchten kann das Stadion nicht.

Das neue Auswärtstrikot wurde in Deutschland zum Politikum.
Das neue Auswärtstrikot wurde in Deutschland zum Politikum.GEPA pictures / Witters/ Tim Groothuis

Bei der WM 2022 in Katar wurde die politische Debatte über die vom Weltverband Fifa verbotene „One Love“-Kapitänsbinde ausgelöst. Ob es diese auch bei der EM in Deutschland geben wird? Nationalteams sind doch Aushängeschilder ihrer Länder. Oder war die EU-Wahl ein Vorbote für eine ganz andere Schlagrichtung?

Nicht in Pink, aber in Regenbogenfarben leuchten wird in diesen Tagen die Münchner Arena. Als Symbol für die Akzeptanz und Gleichberechtigung von Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren, werden die Farben am Stadion am 22. und 23. Juni zu sehen sein. Anlass ist allerdings nicht die EM, sondern der Christopher Street Day. Ein Fußballspiel wird an den beiden Tagen in München nicht ausgerichtet.

Applaus für Ukraine

Im Blickpunkt dieses Turniers wird auch die Mannschaft der Ukraine stehen. 2012 EM-Gastgeber, schaffte es die nun kriegsgeplagte Nation über das Play-off (gegen Island) zur EM-Endrunde. Die Mannschaft von Sergej Rebrow trifft in Gruppe E auf Rumänien, die Slowakei und Belgien. Friedensbotschaften sind mit jedem Tor zu erwarten. Ob sich die Starre der Uefa fortsetzen wird? (DPA/fin)

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