Expedition Europa: Der Wahltag in Kijkduin war sonnig. Ein Paar mit Regenbogenband am Schlüsselbund nannte Wilders’ Auftritt eine „kleine Show“.
Eigentlich hatte Geert Wilders, der wohl radikalste Gegner islamischer Zuwanderung in der westeuropäischen Politik, Kreide gefressen, eine Woche nach seinem Wahlsieg gab er aber seinem demagogischen Instinkt nach: Er schlug 2023 an einem Novemberabend vor einem Hotel im Den Haager Viertel Kijkduin auf, in dem unangekündigt 120 Personen mit Schutzstatus untergebracht worden waren. Wilders „ermutigte“ protestierende Anrainer, wiederholte sein Mantra von der „Flutung“ der Niederlanden mit Asylwerbern und vergaß auch nicht den Hotelpool zu erwähnen. Dann zischte der schwer bewachte Politiker wieder ab und stellte die Blitzvisite auf X. Ein halbes Jahr später war die im Hintergrund von Wilders geführte Rechtskoalition endlich ausverhandelt, und ich wollte den Tag der Europawahl nirgendwo anders als in Kijkduin verbringen. Würde Kijkduins Wählerschaft Wilders und seiner „Partij voor de Vrijheid“ PVV Danke sagen?
„Dünenblick“ oder „Dünenschauen“
Kijkduin ließe sich unter anderem mit „Dünenblick“ oder „Dünenschauen“ übersetzen, womit das 3000-Einwohner-Viertel am südlichen Stadtrand von Den Haag schon perfekt beschrieben wäre. Eine hohe Düne strukturiert die nur aus einem guten Dutzend Appartementblöcken und Dutzenden Villen bestehende Neubausiedlung. Die Düne ist größtenteils mit Strauchwerk bewachsen, steht abseits der Rad- und Wanderwege unter Betretungsverbot, und es wird vor dem schmerzlichen Kontakt mit Bastard-Satin-Raupen gewarnt.