Expedition Europa

Niemand will hier Wilders gewählt haben

Besonders die Glasfronten des Restaurants gaben einen um­wer­fenden Blick auf Meer und Düne frei.
Besonders die Glasfronten des Restaurants gaben einen um­wer­fenden Blick auf Meer und Düne frei.IMAGO/Phil Nijhuis
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Expedition Europa: Der Wahltag in Kijkduin war sonnig. Ein Paar mit Regenbogenband am Schlüsselbund nannte Wilders’ Auftritt eine „kleine Show“.

Eigentlich hatte Geert Wilders, der wohl ra­di­kal­ste Geg­ner is­la­mi­scher Zuwanderung in der westeuropäischen Politik, Krei­de ge­fres­sen, eine Woche nach seinem Wahlsieg gab er aber seinem dema­go­gi­schen In­stinkt nach: Er schlug 2023 an einem Novemberabend vor ei­nem Ho­tel im Den Haager Viertel Kijkduin auf, in dem un­an­ge­kün­digt 120 Per­sonen mit Schutzstatus untergebracht worden waren. Wil­ders „er­mu­tigte“ protestierende Anrainer, wiederholte sein Mantra von der „Flu­tung“ der Niederlanden mit Asylwerbern und vergaß auch nicht den Hotelpool zu er­wähnen. Dann zischte der schwer bewachte Po­litiker wieder ab und stellte die Blitzvisite auf X. Ein halbes Jahr später war die im Hintergrund von Wilders geführte Rechts­koalition endlich aus­verhan­delt, und ich wollte den Tag der Eu­ropawahl nirgendwo anders als in Kijkduin verbringen. Würde Kijk­duins Wählerschaft Wilders und seiner „Partij voor de Vrij­heid“ PVV Danke sa­gen?

„Dünenblick“ oder „Dünen­schau­en“

Kijkduin ließe sich unter anderem mit „Dünenblick“ oder „Dünen­schau­en“ übersetzen, womit das 3000-Einwohner-Viertel am südlichen Stadt­rand von Den Haag schon perfekt beschrieben wäre. Eine hohe Düne struk­tu­riert die nur aus einem guten Dutzend Appar­te­ment­blö­cken und Dutzenden Villen bestehende Neubausiedlung. Die Düne ist größtenteils mit Strauchwerk bewachsen, steht abseits der Rad- und Wanderwege unter Betretungsverbot, und es wird vor dem schmerz­lichen Kontakt mit Bastard-Satin-Raupen gewarnt.

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