Berühmte Geigerin

Ganz auf sie zugeschnitten: Anne Sophie Mutter mit „ihrem“ Violinkonzert im Konzerthaus

Zum zweiten Mal in Wien spielte die Geigerin das für sie komponierte Werk des Filmmusik-Meisters John Williams.

Incalzando - dieser Begriff tritt wiederholt in der Partitur von Peter Iljitsch Tschaikowskys Symphonie Nr. 6 in h-Moll auf. Das heißt: im Tempo vorwärts drängend, etwas eindringlicher, bewegter. Das Dallas Symphony Orchestra und Dirigent Fabio Luisi folgten zwar dieser Spielanweisung des Komponisten, eine bis ins Letzte überzeugende Interpretation der „Pathétique“ gelang am Mittwoch im Konzerthaus jedoch nicht. Zu holzschnittartig war der Gesamteindruck, zu uneben die Lautstärkeverhältnisse der Instrumentengruppen, zu wenig geschmeidig die Holzbläsersoli (gerade im Vergleich mit Wiener Orchestern), zu ausbuchstabiert und gar langsam genommen der Finalsatz.

Seit September 2020 ist Luisi (bei den Wiener Symphonikern war er von 2005-2013 Chefdirigent) Musikdirektor in Dallas. Ausgesprochen fein gelangen die Schlüsse der jeweiligen Sätze. Orchester und Dirigent harmonieren gut. Für den schneidig gespielten dritten Satz gab es Zwischenapplaus. Tatsächlich hat dieses „Allegro molto vivace“ Finalcharakter, der Schlusssatz gleicht ja (je nach Aufführung mehr oder weniger ergreifend) einem resignativen Abgesang.

Kein typischer Film-Sound

Die erste Konzerthälfte war ganz der zeitgenössischen Musik gewidmet gewesen: Angélica Negróns „What keeps me awake“ aus dem Jahr 2008 zur Eröffnung. Ein sehr atmosphärischer, gut hörbarer Siebenminüter durchzogen von klopfenden Tonrepetitionen. Die unmittelbar vor dem Dirigenten positionierte Harfe spielt auch in John Williams‘ Zweitem Violinkonzert eine wichtige Rolle. Geschrieben hat es der Amerikaner für Anne-Sophie Mutter. Die Widmungsträgerin, nun auf Tour mit dem Dallas Symphony Orchestra, hatte es kurz nach der Entstehung mit den Wiener Philharmonikern unter der Leitung des Komponisten vor zwei Jahren im Musikverein präsentiert.

Wer den typischen Filmmusik-Sound von Williams erwartete, wurde enttäuscht. Das viersätzige Werk ist ganz auf die Solistin und ihr immenses Können, ihre Liebe zum Jazz und zum Improvisieren zugeschnitten. Das Orchester liefert fast ausschließlich die Klangfläche, über die die Geige improvisationsartige Passagen und Kantilenen legt. In den etwa vierzig Minuten finden sich – trotz der faszinierenden Solistin – auch dröge Durchhaltemomente. Als Zugabe nach einer launigen Ansprache der Mutter noch einem Williams: „Helenas Thema“ aus dem letzten Indiana Jones-Film „Das Rad des Schicksals“.

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