Stilfrage

Eine Frage des passenden Tons

Ruhe ist in Wien beliebt. Für Hausmusik gibt es wenig Toleranz.
Ruhe ist in Wien beliebt. Für Hausmusik gibt es wenig Toleranz.Flashfilm
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Wenn der Nachbar dreimal klopft!

Eine begeisterte Hobbymusikerin – wie ich – macht sich in Wien wenig Freunde. Vor allem, wenn aufgrund der 40-Stunden-Woche und sportlichen Verpflichtungen lediglich nachts Zeit bleibt, die Gitarre auszupacken und schmerzhafte Flamenco-Fingertechniken zu üben. Dabei wandern die Schallwellen – ein Mix aus lautem Gefluche mit (noch) kratzigen Tonfolgen in Cis-Dur – direkt in den Wohnraum unserer Nachbarn. Rücksichtsvoller geht es mein Partner an. Er stellt sich mit dem Tenor-Saxophon in den Kleiderkasten und spielt sich dort in den von Spannungstönen geladenen Jazzhimmel. Ich lausche und empfinde es als den perfekten Moment, zu meinen abendlichen Stimmübungen zu wechseln: „Wia-wia-wamm.“ Je höher der Ausgangston, umso stärker spüre ich die negativen Schwingungen, die zwischen uns und der Nachbarwohnung oszillieren. Oder ist das Einbildung? Vielleicht sitzen sie beim Essen und freuen sich, wie schnell ich mich dem hohen C nähern konnte. Ich setze wieder an: „Wia“ – wumm, wumm, wumm: Da klopft es schon an der Wand. Ich verstumme. Und schalte den Fernseher ein.

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