Trauerfeier

„Sie wird uns ein Vorbild bleiben“: Abschied von Ex-Kanzlerin Bierlein

Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Doris Schmidauer und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen des Requiems für die ehemalige Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein.
Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Doris Schmidauer und Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) im Rahmen des Requiems für die ehemalige Bundeskanzlerin Brigitte Bierlein.APA / Robert Jäger
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Die gesamte Staatsspitze nahm an der Trauerfeier teil, Kardinal Christoph Schönborn leitete das Requiem im Stephansdom. Am Nachmittag wurde der Sarg am Zentralfriedhof in Wien beigesetzt.

Österreich hat sich am Freitag von der vergangene Woche verstorbenen ersten Bundeskanzlerin des Landes, Brigitte Bierlein, verabschiedet. Im Rahmen eines Requiems im Stephansdom wurde ihre Persönlichkeit umfassend gewürdigt. Interessiert, kompetent, mutig, gesellig, elegant und dialog-orientiert waren nur einige der Eigenschaften, die ihr in den Reden von Bundespräsident Alexander Van der Bellen, Kanzler Karl Nehammer und Kardinal Christoph Schönborn zugeschrieben wurden. Danach fand die Beisetzung auf dem Wiener Zentralfriedhof statt, wo Bierlein ein Ehrengrab zusteht.

Bierlein war nicht nur erste Regierungschefin Österreichs sondern auch die erste Frau, die den Verfassungsgerichtshof geleitet hatte. Ihr Nachfolger Christoph Grabenwarter nannte sie sichtlich gerührt nicht nur eine Juristin sondern auch eine Verbinderin im Fachlichen wie in den persönlichen Kontakten: „Brigitte Bierlein hatte Stil.“ Auch habe sie ein ausgeprägtes Gefühl für Ästhetik gehabt und das nicht nur im Äußeren - ein gutes Gespür für die richtigen Umgangsformen: „Sie war im besten Sinne des Wortes ein geselliger Mensch.“

Van der Bellen nennt Bierlein „mutige Frau“

Bundespräsident Van der Bellen erinnerte daran, dass Bierlein in den schwierigen Zeiten nach Auftauchen das Ibiza-Videos seine Einladung angenommen habe, das Land als Kanzlerin zu einer Neuwahl zu führen. Sie habe diese Aufgabe als „mutige Frau“ angetreten und die Lage in Österreich rasch wieder beruhigt. Bierlein stehe für Hirn und Herz, Selbstvertrauen und Selbstkritik, Stärke und Gelassenheit sowie für Fachkenntnis und Empathie .Er hoffe, dass Bierlein sich bewusst gewesen sei, wie sie andere inspiriert habe: „Sie wird für viele Frauen und Mädchen und uns alle immer ein Vorbild bleiben.“

Bundeskanzler Nehammer verneigte sich nicht nur rhetorisch vor Bierleins Lebenswerk. Ihr Amt als Regierungschefin habe sie mit Eleganz, Entschlossenheit und Mut, der seinesgleichen suche, ausgeübt. Sie sei „Weltbürgerin, aber auch echte Wienerin“ gewesen, habe ein Herz für die Gleichberechtigung und die Wahlfreiheit für Frauen gehabt. Bierlein sei jedem Menschen unvoreingenommen begegnet: „Sie hat den Dialog nicht nur gelebt sondern auch gesucht.“

Schönborn: „Nur so kann man dem Recht gerecht werden“

Im Rahmen eines Trauergottesdiensts im Stephansdom würdigte zuvor Kardinal Christoph Schönborn, dass Bierlein all ihre Tätigkeiten als Dienst verstanden habe: „Nur so kann man dem Recht gerecht werden.“ Sie habe vorgelebt, dass klare Positionen, aufrechte Haltung und deutliche Sprache mit Wertschätzung anderer Sichtweisen vereinbar seien. Bierlein habe die Worte Recht und Gerechtigkeit „in hervorragender und herausragender Weise verkörpert“. Sie stehe für einen lebenslangen Einsatz für Recht und Gerechtigkeit und habe eine „beeindruckende Laufbahn“ als Staatsanwältin, im Verfassungsgerichtshof und in Regierungsverantwortung absolviert, so Schönborn, der auch ein glühendes Bekenntnis zu Demokratie und Verfassung abgab.

Gesamte Staatsspitze anwesend

Der Spalier neben dem in die österreichische Fahne gehüllten Sarg im Stephansdom war paritätisch besetzt durch Vertreterinnen und Vertreter zivilgesellschaftlicher und staatlicher Organisationen, die das Leben von Bierlein geprägt haben: das Gymnasium in der Kundmanngasse, das Juridicum der Universität Wien, der Verfassungsgerichtshof, das Bundeskanzleramt, die Bundestheater Holding und die Frauen Initiative LEA - Let‘s Empower Austria sowie das Bundesheer und die Polizei.

Nach Ende des feierlichen Requiems wurde der Sarg der Verstorbenen durch das Riesentor aus der Kirche auf den Stephansplatz getragen, wo eine Militärmusikkapelle die Bundeshymne spielte. Zahlreiche Schaulustige - darunter auch viele Touristen - verfolgten die feierliche Verabschiedung des Leichenwagens vor dem Stephansdom. Mit Polizeieskorte wurde der Sarg anschließend zum Wiener Zentralfriedhof gebracht.

Mit Polizeieskorte wurde der Sarg anschließend zum Wiener Zentralfriedhof gebracht. Die dortige feierliche Beisetzung - ebenfalls in Anwesenheit der Staatsspitze - dauerte eine halbe Stunde. Die Zeremonie leitete ein Beistand der früheren Bundeskanzlerin, der Pfarrer von Ober St. Veit, Stefan Reuffurth. Ein zuvor befürchteter Andrang blieb aus. (APA/Red.)

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