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Was wurde aus den Bitcoin-ETFs?

Den Tag, an dem Bitcoin-ETFs erstmals gehandelt werden durften, konnte man auf dem New Yorker Times Square miterleben.
Den Tag, an dem Bitcoin-ETFs erstmals gehandelt werden durften, konnte man auf dem New Yorker Times Square miterleben.Getty Images/Stephanie Keith
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Die im Jänner in den USA zugelassenen Bitcoin-ETFs erleben rekordverdächtige Zuflüsse. Doch warum treibt das den Preis nicht stärker an?

Seit ihrer Zulassung im Jänner in den USA haben die Bitcoin-ETFs 15 Milliarden Dollar an Nettozuflüssen verzeichnet. Das ist ein rekordverdächtiger Start für ein derartiges Produkt. Ein ETF ist ein börsengehandelter Fonds, der im konkreten Fall mit Bitcoin unterlegt ist. Da der Bitcoin-Preis seitdem um fast 60 Prozent gestiegen ist und einer der ETFs, der Grayscale-Fonds, bereits vor der Zulassung Bitcoin im Wert von 28 Mrd. Dollar hatte, beläuft sich das von US-amerikanischen Bitcoin-ETFs verwaltete Vermögen nun auf knapp 60 Mrd. Dollar. Die Ende April in Hongkong zugelassenen ETFs haben bisher 274 Millionen Dollar angezogen.

Vier Prozent aller (insgesamt 21 Millionen) Bitcoin sind inzwischen in den Händen der ETF-Anbieter, die sie für ihre Kunden verwalten. Auf noch höheren Beständen sitzt nur Bitcoin-Erfinder Satoshi Nakamoto, auf dessen Wallets mehr als eine Million Bitcoin im Wert von 67 Mrd. Dollar liegen sollen.

Am 6. Juni endete eine 19-tägige Phase, in der die ETFs ausschließlich Zuflüsse verzeichnet hatten. Seitdem haben Investoren an einzelnen Tagen auch wieder mehr Gelder abgezogen als neu investiert.

In Europa sind die amerikanischen Bitcoin-ETFs übrigens nicht zugelassen, doch gibt es ETPs (Exchange Traded Products), die ebenfalls mit Bitcoin unterlegt sind. Rechtlich gesehen sind ETPs zwar kein Sondervermögen wie ETFs, sondern Schuldverschreibungen, die meisten Anbieter haben aber Sicherungen für den Fall eingerichtet, dass der Emittent pleite geht, und versprechen, dass ihre Produkte genauso sicher sind wie die ETFs. Anleger können auch direkt Bitcoin kaufen.

Indes fragen sich viele, warum der Bitcoin-Preis angesichts der enormen Zuflüsse in ETFs nicht viel stärker steigt. Im März hatte er zwar ein Rekordhoch bei 73.000 Dollar erreicht, seitdem dümpelt er aber seitwärts. Verschwörungstheorien kursieren, wonach die ETFs zum Teil gar keine Bitcoin handeln, sondern Bitcoin-Derivate, und dass Coinbase, jene Börse, die für die meisten ETFs die Verwahrung der Bitcoin übernommen hat, mit den Anbietern unter einer Decke steckt. Das ist jedoch unwahrscheinlich, da das Risiko eines Scheiterns und der damit einhergehende Imageverlust enorm wären und der Nutzen (niedriger Bitcoin-Preis für Zukäufe) gering.

Manche verkauften doch

Ein Grund für die jüngste Bitcoin-Schwäche ist, dass die Stärke der Zuflüsse ab März nachgelassen hat. Waren bis dahin Zuflüsse von 500 Millionen Dollar pro Tag keine Seltenheit, so gab es das ab April nur noch einmal, nämlich am 6. Juni. Da hilft es wenig und fällt kaum ins Gewicht, dass seit dem Halving im April (der alle vier Jahre erfolgenden Verknappung des Angebots an neuen Bitcoin) täglich nur noch 450 Bitcoin im Wert von 30 Millionen Dollar neu in Umlauf kommen statt 900.

Nun stimmt es zwar, dass die neu geschürften Bitcoin nicht annähernd den Bedarf der ETFs decken können, weder vor noch nach dem Halving. Die ETFs müssen auf dem Markt bereits im Umlauf befindliche Bitcoin kaufen. Doch trotz der Appelle in sozialen Medien, die Plebs (eingefleischten Bitcoiner) mögen doch ihre Bitcoin nicht den Boomern (ETF-Anlegern, denen man unterstellt, reicher und älter zu sein) überlassen, dürften einige Anleger Kasse gemacht haben. So hat sich der Anteil jener Bitcoin, die zwei bis drei Jahre nicht bewegt wurden, von 13 Prozent auf acht Prozent verkleinert, wie Daten von Look Into Bitcoin zeigen. Anleger, die während des letzten Bullenmarkts im Jahr 2021 eingestiegen und 2022 durch das Tal der Tränen gegangen waren, dürften die hohen Preise zum Ausstieg genutzt haben.

Indes meint Real-Vision-Chef Raoul Pal, dass das Gros der ETF-Investoren keine Privatanleger seien, sondern Hedgefonds. Und solche neigen dazu, schnell rein- und rauszugehen, wenn sich der Preis verändert.

Wer braucht Ethereum-ETFs?

Vor Kurzem wurden in den USA auch Ethereum-ETFs zugelassen. Allerdings nur grundsätzlich, die Zulassung konkreter Produkte steht noch aus. Einige Bitcoiner sehen sich dadurch vor den Kopf gestoßen, da die US-Börsenaufsicht SEC und insbesondere ihr Chef, Gary Gensler, den Eindruck erweckt hatten, die Besonderheit von Bitcoin zu verstehen: Bitcoin ist ein Rohstoff, der von niemandem ausgegeben wird, sondern geschürft werden muss. Die anderen Krypto-Assets sind Wertpapiere. Offenbar hat die SEC nun doch dem Druck von Fondsgesellschaften nachgegeben und auch Ethereum-ETFs erlaubt. Andererseits ist nicht auszuschließen, dass die Zulassung konkreter Produkte dem ganzen Kryptomarkt und damit auch Bitcoin Schub verleihen könnte.

In der Bitcoin-Community sehen viele auch die Bitcoin-ETFs ambivalent. Sie verleiten dazu, sich aus Bequemlichkeit nicht selbst um seine Bitcoin zu kümmern, sondern das Dienstleistern zu überlassen.

Auf einen Blick

Bitcoin kann man kaufen, indem man sich an einer Bitcoin-Börse anmeldet, dorthin Euro überweist und Bitcoin kauft. Die kann man dort liegen lassen oder auf seine eigene digitale Geldbörse (Wallet) übertragen. Manche Anleger ziehen es vor, Wertpapiere zu kaufen. In den USA gibt es Fonds (ETFs), in Europa spezielle Wertpapiere (ETPs).

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