Spielmacher

Granit Xhaka, der Fixpunkt der Schweizer Meisterachse

Sein Hunger ist die Hoffnung der Alpenrepublik: Double-Sieger und Teamkapitän Granit Xhaka.
Sein Hunger ist die Hoffnung der Alpenrepublik: Double-Sieger und Teamkapitän Granit Xhaka. Reuters
  • Drucken

Er ist Schlitzohr, Stratege und mit Trainerschein ausgestattet: Granit Xhaka führt die Eidgenossen an, seine Traum-Saison mit Leverkusen beflügelt ihn – und lässt die „Nati“ hoffen.

Stuttgart. Praktisch alles dreht sich um Granit Xhaka. Kein Medientermin der Schweizer Nationalmannschaft vergeht, bei dem es nicht mindestens eine Frage zu ihrem Kapitän gibt. Der Mittelfeldantreiber vom deutschen Meister und DFB-Pokalsieger Bayer Leverkusen ist die große Hoffnung der Eidgenossen bei der Europameisterschaft. Und sein Hunger auch nach dem Double-Gewinn mit der Werkself nicht gestillt. Im Gegenteil.

„Der Hunger ist riesig wie nie zuvor“, erklärte Xhaka. Die Wahnsinns-Saison, in der er mit Leverkusen ungeschlagen durch die deutsche Bundesliga marschierte und durch die einzige Pflichtspiel-Niederlage gegen Atalanta Bergamo im Europa-League-Finale nur um Haaresbreite das Triple verpasste, hat dem 31-Jährigen Lust auf mehr gemacht. Von Verschleißerscheinungen ist auch nach 50 Saisoneinsätzen für seinen Verein keine Spur. „Ich will das Team maximal unterstützen, den Trainer, den Staff“, versicherte Xhaka. „Ich will als Kapitän und Leader vorangehen.“

Leverkusens Double-Gewinner Granit Xhaka.
Leverkusens Double-Gewinner Granit Xhaka. Reuters

Die Schweizer „Nati“ gilt als stärkster Gruppengegner der Deutschen. Im Auftaktspiel am Samstag gegen Ungarn (15 Uhr, live ORF1) wollen sie den Grundstein für das Erreichen der K.o.-Phase legen. Ob sie erstmals bei einer EM weiter als ins Viertelfinale kommen, ist schwer abzusehen. Die Voraussetzungen scheinen aber gut wie selten: Neben Xhaka holten auch Tormann Yann Sommer mit Inter Mailand in Italien und Abwehrchef Manuel Akanji mit Manchester City in England den Titel. Das Trio bildet eine meisterliche Achse.

Der absolute Fixpunkt im Schweizer System ist aber Xhaka. 125 Länderspiele hat er bereits absolviert, schon vor 13 Jahren debütierte er im Nationalteam. Doch nie schien er für die Eidgenossen so wertvoll wie heute. „Er war vorher schon ein Spieler mit großem Selbstvertrauen“, sagte Nationalteam-Direktor Pierluigi Tami. Durch die Titelgewinne sei es nun aber sicher noch größer. Xhaka solle alles einbringen, meint Tami: seine Erfahrung, seine Sicherheit, seine Motivation.

Die Yakin-Xhaka-Beziehung

Womöglich gehört dazu auch seine neue Sicht auf das Spiel. Xhaka hat parallel zu seiner Arbeit als Fußballprofi den Trainerschein erworben. Er sehe das Spiel inzwischen „aus zwei Perspektiven“, erklärte er. Mit seinem Leverkusener Erfolgscoach Xabi Alonso unterhalte er sich oft über die Gestaltung der Trainingswoche. Nun könnte auch der Schweizer Nationaltrainer Murat Yakin von den neuen Erfahrungen seines Kapitäns profitieren.

Schon öfter war zu hören, dass das Verhältnis zwischen Xhaka und Yakin nicht besonders innig sein soll. Sie selbst versuchen mit ihren Aussagen, ein anderes Bild zu zeichnen. „Ich schätze Granit sehr als Spieler und als Typ“, sagte Yakin, der nicht unumstritten und dessen Zukunft über das Turnier hinaus offen ist. Von vielen guten Gesprächen mit dem Coach berichtete Xhaka.

Auch der Starspieler blieb in der Heimat nicht immer von Kritik verschont. Man könnte meinen: Wer austeilt, muss auch einstecken können. Schließlich ist der Routinier für sein temperamentvolles Auftreten bekannt. Ein Schlitzohr wird er wohl auch immer bleiben. Aber: Der Heißsporn von einst hat gelernt, seine Energie in die richtigen Bahnen zu lenken. Als Königstransfer brachte er die Siegermentalität mit nach Leverkusen, die Bayer zuvor immer ein Stück weit gefehlt hatte.

Ansporn Marco Odermatt

Mit seinem Wechsel von Mönchengladbach zum FC Arsenal im Sommer 2016 und vor allem jetzt durch die Titel mit Leverkusen habe sich Xhaka in der Schweiz die Anerkennung erarbeitet, die er längst verdient hätte, sagte Stürmer-Legende Alexander Frei zuletzt dem „Blick“. So einen Spieler gebe es in diesem Land „alle 30 Jahre mal“.

Ein anderer Schweizer Ausnahmeathlet, Ski-Star Marco Odermatt, besuchte die Fußballer in deren EM-Vorbereitung. Odermatts Ausführungen hätten ihn „brutal überzeugt“, berichtete Xhaka hinterher. Diese Gier, die der eine auf der Piste zeigt, will der andere bei der EM nun auf den Rasen übertragen. (red.)

Lesen Sie mehr zu diesen Themen:


Dieser Browser wird nicht mehr unterstützt
Bitte wechseln Sie zu einem unterstützten Browser wie Chrome, Firefox, Safari oder Edge.