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Wie bestellt und nicht abgeholt

APA/Robert Jaeger
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Von der leisen Hoffnung, am Flughafen vielleicht doch erwartet zu werden.

„Hoffst du auch immer“, fragt das Kind neulich, als wir gerade in Berlin gelandet sind, „dass uns jemand am Flughafen abholt?“ Absolut. Auch wenn man in einer Stadt ankommt, in der man niemanden kennt, also mit keinerlei romantischen, familiären oder amikalen Abholüberraschungen rechnen darf, hofft man insgeheim doch darauf, dass hinter dem Zoll ein bekanntes Gesicht steht. Vielleicht sogar mit Luftballon, wer weiß. (Letzteres muss aber nicht sein.)

Seit wir unsere Urlaube vom praktischen Pauschalreisesüden in den individuell gebuchten Norden verlegt haben, wartet auch am Urlaubsflughafen kein Fahrtendienst mehr auf uns. Nur neulich in Neapel hat mich einer dieser Fahrer abgeholt, die leicht ermattet herumstehen und immer den Eindruck erwecken, als wären sie schon Stunden zu früh da gewesen. Stets natürlich mit einem Papierschild mit dem Namen der Abzuholenden in Händen.

Dass anno 2024 auf – wie ich vermute – allen Flughäfen der Welt viele Fahrer (wenn auch natürlich nicht mehr alle) immer noch mit Papierschildern herumstehen, ist schon ein wunderbarer Anachronismus, finden Sie nicht? Wie leicht könnte man sich via WhatsApp austauschen, er könnte seinen Standort per SMS („Stehe vor dem Starbucks“) durchgeben, aber nein: Nach wie vor verlässt man sich in diesem Setting in vielen Fällen auf eine sehr analoge Kommunikation.

Ich wäre für diesen Job eher ungeeignet, nicht nur, weil ich seit Jahren nicht mehr Auto gefahren bin (dafür bin ich eine der unkompliziertesten Passenger Princesses, um einmal diesen hübschen Ausdruck zu verwenden). Sondern auch, weil Warten nicht so meine Stärke ist.

Vielleicht familiär bedingt. Meine Oma hatte zwei Standardsprüche. Der eine: „Ich kann alles, aber nicht warten.“ Der andere: „Ich steh da wie bestellt und nicht abgeholt um drei Uhr früh.“ In diesem Sinn: Die Urlaubssaison naht, holen Sie wieder einmal jemanden vom Flughafen ab!

E-Mails an: mirjam.marits@diepresse.com

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