Aufführung von Benjamin Brittens „War Requiem“ in der Oper von Lyon 2017.
Musik und Geschichte

Mahnmale aus Tönen: Die Musik und der Zweite Weltkrieg

Vier Komponisten, Schönberg, Strauss, Britten, Schostakowitsch, und vier Werke. „Das Echo der Zeit“ von Jeremy Eichler ist eine gedankenvolle Analyse, wie die Erfahrungen der totalitären Epoche sich in Werken der Musik widerspiegelten.

Am Ettersberg nördlich von Weimar machte Goethe unter dem Schatten einer Eiche gerne Picknick. Es war einer seiner Lieblingsplätze. Mehr als hundert Jahre später, 1937, fällte hier eine Gruppe von Häftlingen Bäume, um Platz für ein Konzentrationslager zu schaffen. Nur die legendäre Goethe-Eiche blieb unangetastet, es ging schließlich um den größten deutschen Dichter. Rundherum entstand das KZ Buchenwald, sieben Jahre lang wurden hier Menschen versklavt, geschunden, ermordet, manche an den Ästen der Goethe-Eiche gehenkt.

Irgendwann verdorrte der Baum, wurde Brennholz. Ein Häftling namens Bruno Apitz schmuggelte ein Stück davon in seine Baracke und schnitzte ein Relief in Form einer Totenmaske („Das letzte Gesicht“). Sie sollte den Opfern des KZ die Würde zurückgeben und ist heute ein Museumsstück mit vielfältiger Symbolik: Trauer um die Shoah-Opfer und um das verloren gegangene europäische Versprechen, die Idee des Humanismus. Zur gleichen Zeit, als die Maske geschnitzt wurde, arbeitete ein 80-jähriger Komponist in Garmisch-Partenkirchen an der Vertonung zweier Goethe-Gedichte. Er, Richard Strauss, hatte sich mit der Kulturpolitik der Nazis arrangiert.

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