Georgien

Europas neue Kreuzritter

Otar Kiteishvili jubelte mit Sturm Graz über das Double, bei der EM will er mit Georgien für Furore sorgen.
Otar Kiteishvili jubelte mit Sturm Graz über das Double, bei der EM will er mit Georgien für Furore sorgen. Getty Images
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Georgien hat sich zum ersten Mal für eine EM qualifiziert. Die Architekten des Erfolges kennen sich aus der deutschen Bundesliga, Otar Kiteishvili und Sandro Altunashvili spielen bei Sturm und WAC.

Als Nika Kvekveskiri im Play-off-Finale gegen Griechenland den entscheidenden Elfer im Penaltyschießen zum 4:2 verwandelte, brachen in Tiflis alle Dämme: Die Fans im Paichadze-Stadion stürmten den Rasen und bejubelten die erste EM-Qualifikation. Das kleine Georgien, dessen Fußballverband in einem schmucklosen Sowjetbau sitzt, misst sich mit den Großen im europäischen Fußball. Natürlich, vom „Fußballwunder vom Kaukasus“ war sofort die Rede. Doch nebst all dem Jubel, Autohupen und Chorälen, gar so ein „Wunder“ ist es dann doch nicht.

Es war ein seltener Moment der Eintracht, denn das Land mit 3,7 Millionen Einwohnern ist an sich tief gespalten: Auf der einen Seite poltert das prorussische Lager, das eine Annäherung an Moskau anstrebt. Auf der anderen Seite wirbt das proeuropäische Lager um eine westlich orientierte Zukunft. Auch über 30 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ringt die Gesellschaft mit dem Erbe ihres berühmtesten Sohnes, dem die Ewiggestrigen noch immer huldigen: Josef Stalin.

Kürzlich hat das Parlament trotz Massenprotesten ein umstrittenes Gesetz verabschiedet, das eine Registrierungspflicht für Organisationen und Medien vorsieht, die zu mindestens 20 Prozent aus dem Ausland finanziert werden. Es mutet an wie eine Kopie des russischen „Agentengesetzes“, mit dem Wladimir Putin gewaltsam gegen NGOs vorgeht. Dass russische Soldaten 40 Kilometer vor den Toren von Tiflis stehen, in Abchasien und Südossetien, jenen abtrünnigen Gebieten, die Putin seit 2008 besetzt hält, fällt hier ebenso erschwerend ins Gewicht wie das Wissen um drei Militärbasen. Viele Georgier fürchten ein Szenario wie in der Ukraine.

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